Wie widerstandsfähig ist BRICS im Sturm der Geopolitik? – Teil 1

Wie widerstandsfähig ist BRICS im Sturm der Geopolitik? – Teil 1

BRICS ist ein gigantischer Machtfaktor, deren Mitglieder, Partner und Kandidaten zurzeit einer schweren Prüfung unterzogen werden. Gedanken zur Resilienz dieser Vereinigung durch Fakten und Analyse.
Sa. 22 Nov 2025 145 0

Einleitung

BRICS ist eine Organisation, welche das Potenzial hat, die gesamte wirtschaftliche und geopolitische Balance der Welt zugunsten des globalen Südens zu verschieben; mehr noch, man kann mit Fug behaupten, dass dies bereits geschehen ist. Diese Organisation bildet ein Schwerpunktthema unseres Blogs. Bereits unser erster Artikel überhaupt, «Der unaufhaltbare Aufstieg des Ostens» vom 18. November 2022 widmete sich BRICS. Leser, welche sich ihr Weltbild mehrheitlich aus westlichen Medien zusammenzimmern, werden über diese Organisation nichts oder nur wenig wissen, da der Westen sich darauf konzentriert, BRICS gar nicht oder aber in herablassender Weise zu erwähnen, als gescheiterter oder peinlicher Versuch von ein paar Entwicklungsländern, sich aus der Unerheblichkeit zu erheben. So kommuniziert der Kollektive Westen seinen eigenen Untertanen die ganze Geschichte. Die Realität sieht hingegen komplett anders auch.

In diesem ersten Teil werden wir die Fakten zu BRICS zusammenstellen und auf grosse Trends hinweisen.

Im zweiten Teil werden wir darlegen, warum wir der Meinung sind, dass die Zeichen tatsächlich auf Sturm stehen, denn BRICS, bzw. ihre Mitglieder, Partner und Kandidaten können sich nicht in Ruhe und Frieden entwickeln, so wie etwa seinerzeit das Pendant des Kollektiven Westens, die G7, die 1975 gegründet wurde oder die 1944 gegründete Weltbank. Deren Pendant wurde erst 2014 aus der Taufe gehoben und heisst New Development Bank und muss sich in stürmischen Zeiten behaupten.

Im dritten und letzten Teil werden wir dann versuchen zu zeigen, wohin sich diese Organisation bewegen könnte und was vom kollektiven Westen als Versuch zu erwarten ist, dies zu verhindern.

Wo steht BRICS heute?

Schwierige Informationsbeschaffung – «Fog of War»

Es war bereits früher schwierig, genaue Daten über Mitglieder, Partner und Kandidaten zu erhalten, wohl ein Grund dafür, dass wir der einzig uns bekannte Blog sind, welcher sich diese Riesenarbeit gemacht hat. Unser Denis Dobrin forstet unermüdlich durch das Internet, um aus einem Wust von üblichem Geschwätz und Gerüchten verlässliche Informationen für uns erhältlich zu machen.

«Ein «Fog of War» – ein «Nebel des Krieges» – hat sich über Kerninformationen dieser Organisation gelegt.»

Zurzeit scheint es jedoch so, als ob diese Informationen absichtlich noch vager gehalten werden als zuvor, denn die offizielle BRICS-Webseite hält sich mit Informationen noch mehr zurück als in der Vergangenheit. Dies ist ein klares Indiz dafür, dass viele Parteien, welche einen Beitritt in Betracht ziehen, aus Angst vor amerikanischen Repressionen und Aggressionen eine sehr zurückhaltende Informationspolitik betreiben. Ein in unserer Zeit neues Phänomen für einen wirtschaftlichen Verbund. Nennen wir das Kind beim Namen: Ein «Fog of War» – ein «Nebel des Krieges» – hat sich über Kerninformationen dieser Organisation gelegt.

Aus diesem Grund sind die folgenden Informationen als «best effort» zu verstehen, d.h. wir bestätigen, dass wir nach bestem Bemühen versucht haben, die richtigen Informationen zu erhalten, ohne dabei eine Garantie abgeben zu können.

Mitglieder

G7-rosa; BRICS Mitglieder – grün – Quelle: ForumGeopolitica

BRICS hat heute 10 Vollmitglieder. Neu ist am 6. Januar 2025 Indonesien als Vollmitglied aufgenommen worden. Indonesien wird im Westen kaum wahrgenommen. Dieses Riesenland (1'905'000 km2) ist über 5-mal grösser als Deutschland (357'022 km2) und seine Bevölkerung (285 Millionen) übertrifft jene von Deutschland (83 Millionen) um den Faktor 3,5.

Quelle: ForumGeopolitica

Partner

G7-rosa; BRICS Mitglieder – grün; BRICS Partner – gelb: Quelle: ForumGeopolitica

Der Partnerstatus wurde anlässlich des BRICS-Gipfels 2024 in Kazan geschaffen. Es handelt sich dabei nicht um eine Mitgliedschaft zweiter Klasse. BRICS deckt nicht nur Wirtschaft, sondern Kultur, Erziehung, Bildung, Forschung, Beziehung zwischen den Völkern und Frauenrechte ab. Im Laufe des Jahres 2024, als Russland die Präsidentschaft innehatte, wurden über 200 Unterkonferenzen zu BRICS in Russland veranstaltet. Dies bedeutet einen Riesenaufwand zwischen sehr heterogenen Völkern, einen gemeinsamen Kurs auf verschiedensten Ebenen zu schaffen. Der Partnerstatus kann somit als Vorzimmer zur vollen Mitgliedschaft beschrieben und verstanden werden. Länder mit Partnerstatus tauschen sich im Vorzimmer mit den Vollmitgliedern aus und koordinieren, um dann gemeinsam die Vollmitgliedschaft zu erreichen.

Ich gehe davon aus, dass Länder, welche den Partnerstatus erreichen, bereits während dieses Status engere und vorteilhaftere Wirtschaftsbeziehungen mit den Vollmitgliedern pflegen.

Quelle: ForumGeopolitica

Kandidaten

G7-rosa; BRICS Mitglieder – grün; BRICS Partner – gelb; BRICS Kandidaten - blau: Quelle: ForumGeopolitica

Die Liste der Kandidaten ist aufgrund des fog of war-Arguments wohl mit Vorsicht zu geniessen. Man munkelt, dass es zahlreiche andere – nicht auf der Liste aufscheinende – Länder gebe, die aus Angst vor Repressionen seitens des Kollektiven Westens nicht auffallen wollten.

Quelle: ForumGeopolitica

Einordnung der Zahlen

Bevölkerungszahlen

Der Kollektive Westen bringt es auf ca. 10% der Weltbevölkerung und kontrollierte damit während Jahrhunderten mehr oder weniger den Rest der Welt, zuerst durch die Portugiesen, dann die Spanier, Holländer, Franzosen, Briten und jetzt die USA.

Jener Teil der Welt, den wir den Globalen Süden nennen, nimmt ca. 90% der Weltbevölkerung ein und möchte nicht mehr von den 10% beherrscht werden – dies ist wohl einer der Hauptgründe, warum BRICS sich so rapide entwickelt. Früher war die Dominanz des Westens sehr vereinfacht ausgedrückt möglich, weil sich der Globale Süden militärisch nicht wehren konnte, da die gesellschaftliche Kohärenz, vielfach aufgrund der Ausbildung, nicht gegeben war und sich dieser Teil der Erde erst gar nicht traute, gegen diese Übermenschen aufzubegehren. Das hat sich inzwischen vollkommen geändert. Zwar führen etwa beim Hochschulranking die amerikanischen Universitäten die Ranglisten nach wie vor an; das hat jedoch vor allem damit zu tun, dass diese Rankings im Westen erstellt werden – Papier ist geduldig. Würde man die Qualität der Resultate – etwa in der Wissenschaft – als Massstab miteinbeziehen, so wären Universitäten aus dem Globalen Süden (China, Indien, Russland) bei den Rangkings wohl sehr gut vertreten.

Bruttosozialprodukt

Das Bruttosozialprodukt zeigen wir kaufkraftbereinigt. Wenn Sie den US-Dollar als Massstab für das BIP verwenden, wird die wirtschaftliche Kraft eines Landes verfälscht: Falls man die finanzielle Schlagkraft realistisch messen möchte, spielt es eine grosse Rolle, ob z.B. ein Big Mac in US-Dollar an einem Ort doppelt so viel kostet wie anderswo. Der sogenannte Big Mac Index ist Grund genug, beim Vergleich von BIP-Zahlen die kaufkraftbereinigten Zahlen zu verwenden. Der Grund, warum westliche Medien die nicht bereinigten Zahlen verwenden, ist reines Marketing, um die Abwertung des US-Dollars zu verschleiern und ihn stärker erscheinen zu lassen, als er ist.

Ölproduktion

Bei der Bewertung der Ölförderzahlen sollten die folgenden zusätzlichen Fakten berücksichtigt werden:

Erstens: Obwohl die USA mit einem Anteil von rund 18% an der Weltproduktion immer noch der grösste Ölproduzent der Welt sind, verbrauchen sie mit einem Anteil von über 20% auch am meisten Öl. Somit sind die USA derzeit nicht einmal in der Lage, ihren eigenen Verbrauch zu decken. Dieser Umstand allein ist ein zwingender Grund für die USA, etwa Saudi-Arabien unter Druck zu setzen, um einen BRICS-Beitritt zu verhindern.

Zweitens: Die grossen ölproduzierenden Mitglieder von BRICS haben einen grossen Einfluss oder sogar die Kontrolle über die OPEC. Da BRICS dadurch auch die OPEC beherrscht und somit den Preis und die Verteilung eines grossen Teils des Öls kontrolliert, kann von einer (indirekten) Monopolstellung von BRICS gesprochen werden.

Drittens: Die Produktionskosten für US-Öl betragen ein Mehrfaches verglichen mit den Produktionskosten in BRICS-Staaten.

Diese Faktoren verstärken somit die Machtstellung von BRICS betreffend Öl noch weiter.

Erdgas

In Bezug auf Erdgas ist anzumerken, dass mit dem Beitritt des Irans zu BRICS die beiden grössten Erdgasproduzenten der Welt gemeinsam Mitglieder von BRICS sind: Russland und der Iran.

Der grösste Nicht-BRICS-Gasproduzent ist das (noch) mit den USA verbündete Katar. BRICS ist somit auch in Bezug auf Erdgas ein echtes Machtzentrum.

Gold

Wir wurden in der Vergangenheit mehrmals dafür belächelt, dass wir die Goldproduktion in die Tabelle der wichtigen Erzeugnisse eingebettet haben. Heute ist jedoch klar, dass Gold – und auch Silber – im instabilen Umfeld der Finanzmärkte und FIAT-Währungen nicht nur wichtig, sondern strategisch unabdingbar für das Überleben aller Volkswirtschaften sein wird.

Weiteres Zahlenmaterial

Dank an Simon Hunt

Im Zusammenhang mit der Verfassung dieses Artikels habe ich mich mit meinem engen Freund Simon Hunt ausgetauscht und ihn noch um mehr Zahlen gebeten – dafür bedanke ich mich ganz herzlich.

Dynamik der zukünftigen Entwicklung des Bruttosozialprodukts

Das BIP der BRICS-Länder soll dieses Jahr um durchschnittlich 3,8 % steigen und bis 2026 um weitere 3,7 % wachsen (Weltbank).

Zu den grundsätzlichen Problemen mit dem BIP als verlässlichen Massstab für Wertschöpfung verweise ich auf den hervorragenden Artikel von Tony Deden "Die Illusion des Fortschritts".

Im Gegensatz dazu soll das reale BIP der G7-Länder dieses Jahr um 1,0 % wachsen und bis 2026 um 1,2 % steigen (Weltbank).

Wenn wir davon ausgehen, dass das reale BIP der BRICS-Länder bis 2032 um durchschnittlich 3,5 % steigen wird und das durchschnittliche BIP der G7-Länder um 2 % pro Jahr, kommen wir zu folgendem Ergebnis.

2025

BRICS

100.00

G7

100.00

2026

103.50

102.00

2027

107.12

104.04

2028

110.87

106.12

2029

114.75

108.24

2030

118.77

110.41

2031

122.93

112.62

2032

127.23

114.87

Das würde dazu führen, dass das BIP von BRICS um 27% steigt und das von G7 lediglich um 14%. Diese Zahlenübung soll jedoch nur als Anschauungsbeispiel der grösseren Dynamik der BRICS-Staaten dienen, da eine solche Extrapolation von Wirtschaftswachstum voraussetzt, dass sich die Mitgliederzusammensetzung von BRICS bis 2032 und die Gesamtdynamik der Wirtschaftsentwicklung nicht ändern, was ich praktisch ausschliesse.

Diese Sicht wird von Bloomberg bestätigt:

Weitere Rohstoffe und Industrieproduktion

Gemäss Simon Hunts Recherchen ist der Anteil an den weltweiten Rohstoffen, neben jenen, welche wir in unseren Tabellen führen, sehr beeindruckend. Zum Beispiel:

  • 70 % der weltweiten Kohleproduktion

  • 72 % der weltweiten Reserven an seltenen Mineralien (einschliesslich Aufbereitung)

  • 42 % der weltweiten Weizenproduktion

  • 52 % der weltweiten Reisproduktion

  • 43 % der weltweiten Maisproduktion

Hunt schätzt die gesamte Industrieproduktion von BRICS zum heutigen Zeitpunkt auf 38%.

Finanzfakten zu BRICS

Neue Entwicklungsbank - „BRICS-Bank“

Diese hat ihren Hauptsitz in Pudong, China. Die derzeitige Präsidentin ist Frau Dilma Rousseff, die ehemalige Präsidentin Brasiliens, die von vier Vizepräsidenten und rund 300 Mitarbeitern kompetent unterstützt wird.

Die Bank verfügt über ein genehmigtes Anfangskapital von 100 Milliarden US-Dollar, von denen 10 Milliarden US-Dollar von den fünf Gründungsmitgliedern zu gleichen Teilen eingezahlt werden. Das abrufbare Kapital beläuft sich auf 40 Milliarden US-Dollar, das die Mitglieder bei Bedarf zur Erfüllung finanzieller Verpflichtungen bereitstellen müssen.

Die Vereinigten Arabischen Emirate sind der Bank im Jahr 2021 beigetreten.

Es wurde eine formelle Betriebs- und Verwaltungsstruktur geschaffen. Die Verwaltung arbeitet sehr konservativ. Zum Beispiel:

  • Die Mindestkapitalquote ist auf 25 % festgelegt, lag aber Ende 2024 bei 37 %.

  • Die Mindestliquiditätsquote liegt bei 100 %, lag jedoch Ende 2024 bei 149 %.

  • Die maximale Kapitalauslastung liegt bei 90 %, lag jedoch Ende letzten Jahres bei 16 %.

Die Bank wurde kürzlich ermächtigt, Darlehen in lokalen Währungen zurückzuzahlen. Das ultimative Ziel besteht darin, dass die BRICS-Bank zur primären Kreditquelle für die Mitgliedsländer wird und damit die Weltbank und den IWF ersetzt. Diese neue Richtlinie steht im Einklang mit der Entwicklung des Handels und der Investitionen innerhalb der BRICS-Gemeinschaft, die in lokalen Währungen abgewickelt werden sollen und schließlich, wenn sie endgültig in der neuen BRICS-Währung strukturiert sind, durch Gold gesichert werden sollen.

Dies wird wahrscheinlich durch die Shanghai Gold Exchange (SGE) erfolgen, die in den Mitgliedsländern Goldtresore baut. In Hongkong wurde eine neue Goldanlage geschaffen, und die SGE steht kurz vor der Fertigstellung eines Goldtresors in Saudi-Arabien. Saudi-Arabien hat einen Handelsüberschuss von etwa 20 Milliarden Dollar gegenüber China. Derzeit werden die an China verkauften Ölpartien in Yuan bezahlt, die Saudi-Arabien derzeit, wenn es dies wünscht, in Shanghai in Gold umtauschen kann. In Zukunft wird der Umtausch in der SGE in Saudi-Arabien erfolgen. Somit ist Gold der Zwischenwert und nicht der Dollar. Dies ist der Entwurf für alle BRICS-Mitglieder und -Partner.

Mit dem sich entwickelnden BRICS-Währungssystem verbunden ist die Erweiterung des chinesischen Cross-Border International Payments System (CIPS). Derzeit sind 189 Länder daran beteiligt. In der ersten Hälfte des Jahres 2025 wurden laut PBOC mehr als 4 Millionen Transaktionen im Wert von 12,7 Billionen US-Dollar abgewickelt, von denen viele innerhalb der BRICS-Länder durchgeführt wurden.

Der Trend, weg vom US-Dollar zum Renminbi

Die Verwendung des US-Dollars als Waffe führt immer mehr zu einem Rückgang der Verwendung des US-Dollars als Reservewährung.

Die USA haben den US-Dollar jahrzehntelang als Waffe eingesetzt und Länder, Unternehmen und Menschen vom US-Dollar-Handel abgeschnitten, wenn sich diese Personen, Unternehmen oder Länder – nach der alleinigen Auffassung der USA – nicht im Einklang mit den Interessen der USA verhielten. Der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte, war definitiv das Einfrieren und spätere Stehlen der Devisenreserven Russlands. Die BRICS-Mitglieder sahen nun, dass die USA jedes Land mit einem Federstrich vernichtend treffen konnten, und zeigten, dass das Halten von US-Dollar in der heutigen geopolitischen Lage ein riskantes und gefährliches Unterfangen ist.

Die Reaktion der Länder des Globalen Südens – nicht nur von BRICS – kam prompt, wie die folgende Grafik von Bloomberg zeigt:

Quelle: Bloomberg

Hinzu kommt die anhaltende Abwertung des US-Dollars. 1971 kostete eine Unze Gold 35 US-Dollar, heute liegt der Preis bei 4'100 US-Dollar. Der US-Dollar hat somit im Vergleich zu Gold 99% seines Wertes verloren.

Russland war anfangs der Trendsetter, welcher aufgrund der Sanktionen von US-Dollar auf Renminbi umstellte.

Quelle: Stiftung Wissenschaft und Politik

Mehrere afrikanische Länder haben damit begonnen, ihre auf US-Dollar lautenden Schulden in chinesische Yuan umzuwandeln. Kenia hat die Umwandlung von drei chinesischen Krediten im Wert von rund 3,5 Milliarden US-Dollar abgeschlossen. Äthiopien verhandelt derzeit mit Peking über die Umwandlung zumindest eines Teils seiner chinesischen Schulden in Höhe von 5,38 Milliarden US-Dollar in auf Yuan lautende Kredite. Weitere Länder werden folgen, so Chinascope.

Gemäss FinanceAsia hat die Entwicklungsbank von Kasachstan erstmals eine Offshore-Anleihe in Renminbi begeben. CICC (China International Capital Corporation) fungierte als globaler Koordinator für die Emission einer Dim-Sum-Anleihe im Wert von 2 Mrd. Renminbi mit einer Rendite von 3,35% - man beachte den tiefen Zinssatz.

Energie

Zu den strategischen Ressourcen müssen wir unbedingt auch die Fähigkeit zählen, Elektroenergie in großen Mengen zur Verfügung zu stellen. Gemeint ist hier nicht allein die Fähigkeit der Versorgung von Industrie und Bevölkerung mit Strom. Wir haben hier die Fähigkeit einer Ökonomie im Fokus, Elektroenergie in erheblichen Mengen über den «herkömmlichen» industriellen Rahmen hinaus bereitzustellen, also z.B. für Datenzentren aller Art, insbesondere für künstliche Intelligenz.

Auch hier ist der Westen insgesamt im Vergleich zu China in einer sehr unangenehmen Lage.  

Deutschland hat sich durch die Abschaltung und Demontage seiner soliden Kernkraftwerke und die beinahe religiös anmutende Hinwendung zu Solar- und Sonnenenergie in eine für ein Industrieland unhaltbare Lage gebracht. Die folgende Grafik belegt das anhand der Im- und Exportmengen für das bisherige Jahr 2025:

Quelle: Energie-Charts

Mit dieser Energiestruktur kann die bislang noch größte EU-Volkswirtschaft, also Deutschland, um die Zukunft mitentscheidenden Datenmarkt nicht mitspielen. Denn ein KI-Zentrum benötigt mit seinen Datenzentren ungeheure und jederzeit verfügbare Strommengen. Mit seiner gigantischen Fehlkalkulation im Energiebereich zieht jedoch Deutschland ganz Europa mit. Dabei ist noch nicht einmal das bizarre Klammern der EU an die Ukraine eingepreist, das eher weiteren Niedergang als Prosperität garantiert.  

Doch auch die USA haben spürbare Probleme, wie eine aktuelle Analyse bei stock3.com belegt. Dort heißt es unter Bezug auf Goldman Sachs:
«8 von 13 regionalen US-Strommärkten operieren bereits auf oder unter kritischem Reserveniveau. Die effektive Reservekapazität bei der Stromerzeugung stürzte von 26% vor 5 Jahren auf aktuell 19% ab und nähert sich bedrohlich der Branchen-Notfallschwelle von 15%.»

Weiter heißt es: «Rechenzentren fressen heute bereits 6% des gesamten US-Strombedarfs. Bis 2030 steigt dieser Anteil auf prognostizierte 11%, was die Netze an den Rand des Kollaps bringen könnte.»

China fährt dagegen auch in diesem entscheidenen Bereich die Früchte einer wohl überlegten, strategischen Herangehensweise ein:
«China dagegen fährt eine Energie-Offensive von historischem Ausmaß. Bis 2030 verfügt das Reich der Mitte über effektive Stromreserven von rund 400 GW, mehr als das Dreifache des weltweit erwarteten Rechenzentrumsbedarfs von etwa 120 GW. Peking diversifiziert dabei aggressiv seinen Energiemix und baut Kapazitäten in atemberaubendem Tempo aus.»

Dabei muss auch erwähnt werden, dass die Energie-Offensive einhergeht mit einer ebenso durchdachten Offensive bei der Entwicklung und Produktion der neuesten Halbleiter.

Zwischenergebnis

Die nackten Zahlen sind durchaus beeindruckend und unter normalen, friedlichen Umständen wäre das Rennen zwischen dem Globalen Süden und dem Kollektiven Westen wohl bereits gelaufen. Hauptakteure gibt es zwei: Einerseits BRICS als Organisation, deren Schwergewichte China, Russland und Indien nicht so sehr die Marschrichtung, sondern das Marschtempo angeben. Andererseits fordert China die USA in Sachen Reservewährung heraus; ein Trend, der nicht mehr zu übersehen ist. Dabei ist jedoch klar zu statuieren, dass dies lediglich ein Vorgeplänkel zu einer kompletten Kehrtwende sein wird, da der multipolar ausgerichtete Globale Süden als Endziel nicht etwa einen Renminbi als Reservewährung anstrebt, sondern letztlich eine multipolare Verwendung vieler Währungen mit einem Settlement System, das wohl auf Gold beruhen wird. Dazu unser Beitrag vom Februar 2025: «Wie BRICS seine größte Herausforderung meistern könnte – der Zahlungsausgleich».

Im zweiten Teil, der in den nächsten Tagen folgen wird, werden wir argumentieren, warum wir die heutige geopolitische Situation als Sturm bezeichnen, der eine geordnete Entwicklung von BRICS beeinflusst.

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