National Security Strategy – Verbalkosmetik und keine Richtungsänderung (Teil I)
Es hatte sich schon abgezeichnet
2025 National Defense Strategy (NDS)
Unter dem Titel „Pentagon plan prioritizes homeland over China threat“ (Pentagon-Plan räumt Heimat vor Bedrohung durch China Vorrang ein) berichtete POLITICO am 5. September 2025 über den Entwurf einer „2025 National Defense Strategy (NDS)“, mit der Secretary of (damals noch) Defense, Pete Hegseth, den Under Secretary of Defense (jetzt: „of War“) for Policy, Elbridge Colby, Anfang Mai 2025 beauftragt hatte. Danach solle der Schwerpunkt der militärischen Aktivitäten des Pentagon wenigstens verbal weg von „Feinden“ wie Peking und Moskau hin zu regionalen und heimischen Schauplätzen verschoben werden. In den Kommentaren dazu war gar davon die Rede, die USA würden sich jetzt angesichts des schmählichen Rückzugs gegenüber den Huthis, des blamablen Ausgangs des Krieges USraels gegen den Iran und des für den Westen katastrophalen Kriegsverlaufs in der Ukraine ins „Fortress America“ zurückziehen.
Es wurde erwartet, dass eine neue globale Lagebeurteilung dazu führen werde, dass US-Militärressourcen aus Europa und wahrscheinlich auch aus Asien zurück in die Vereinigten Staaten verlagert würden. Passiert ist das inzwischen jedoch nicht. Warum nicht, erklärt die neue NSS 2025, wie wir nachstehend erläutern.
Rand Corporation: „Stabilizing the U.S.-China Rivalry“
Am 14. Oktober 2025 hatte die Rand Corporation ein Strategiepapier mit dem Titel „Stabilizing the U.S.-China Rivalry“ veröffentlicht, wonach von einer möglichen wirtschaftlichen Kooperation der USA und Chinas zum gegenseitigen Vorteil hätte geträumt werden dürfen.

Zu diesem Zweck – der Entwicklung eines „gewissen Modus vivendi“ mit China in verschiedenen Bereichen, der sich über mindestens drei bis fünf Jahre erstrecken würde – empfahl das Papier den USA, ihre Ziele „mit einer Sprache zu präzisieren, die absolute Versionen des Sieges ausdrücklich ablehnt und die Legitimität der Kommunistischen Partei Chinas akzeptiert“ (Hervorhebung AM). Hier deutete sich schon die Verbalkosmetik an, die jetzt in der NSS 2025 auf die Spitze getrieben wird.
Weiter enthielt die Empfehlung der Rand Corporation mehrere allgemeine Grundsätze, auf die man sich zur „Stabilisierung der Rivalität“ einigen sollte (sechs „breit angelegte Initiativen“) und schlug spezifischere Strategien für drei Bereiche der Beziehungen vor, die als schwieriger gelten: Taiwan, das Südchinesische Meer und der Wettbewerb in Wissenschaft und Technologie. Empfehlungen wie die „Wiederherstellung mehrerer vertrauenswürdiger Kommunikationskanäle zwischen hochrangigen Beamten“ seien zweifellos nützlich. (Dies klingt jetzt in der NSS 2025 deutlich anders.)
Aber auch diese damals von der Rand Corporation vorgeschlagene Strategie enthielt schon die axiomatische Prämisse, dass zwischen diesen beiden grossen Nationen keine grundlegenden gemeinsamen Interessen bestehen, sodass „die Erhaltung begrenzter Bereiche für die Koordinierung“ und „das Management der Rivalität“ zur Verringerung des Krisenrisikos das Beste sei, was man sich erhoffen könne.
„Unser Ziel bei der Entwicklung einer Stabilisierungsagenda war begrenzt. Wir glauben nicht, dass eine kooperative Koexistenz heute möglich ist.“
Rand Corporation, Oktober 2025
Ende der Utopie – und selbst dieses Papier ist zwischenzeitlich von der Rand Corporation „zur weiteren Überprüfung“ zurückgezogen worden („This document has been withdrawn for further review.“)
Dass ein solches Strategiepapier jedoch überhaupt veröffentlicht wurde, zeigt, dass für die Rand Corporation (will sagen: für gewisse Kreise im Pentagon und im State Department und deren Finanziers) Anlass für gewisse propagandistische Anpassungen ans allgemeine Narrativ veranlasst waren – der Unterschied zum Tenor in dem Papier mit dem Titel „Extending Russia: Competing from Advantageous Ground“ von 2019 ist jedenfalls gravierend.
Das Anchorage Tauwetter-Intermezzo
Zuvor hatten sich am 15. August 2025 auf dem US-Militärstützpunkt Joint Base Elmendorf–Richardson in Anchorage die beiden Präsidenten Donald J. Trump und Wladimir Putin getroffen.

Was die Verhandlungsteams im Einzelnen besprochen haben, ist nach wie vor nicht wirklich bekannt. Im Anschluss gaben beide eine gemeinsame Erklärung ab — Informationen blieben vage, konkrete Vereinbarungen wurden nicht genannt. Allerdings waren durchaus Anzeichen erkennbar, dass sich das Team Trump – entgegen der Positionen der Idealistischen Schule der US-Aussenpolitik (Liberal Internationalism, Wilsonianism) der Biden-Administration – propagandistisch gewissen Positionen der Realistischen Schule (Realism) annähert. Eine echte Annäherung der US-Aussenpolitik gegenüber Russland oder gar gegenüber China ist aber nach wie vor nicht erkennbar, obwohl sich Russland in Anchorage durchaus zu "gewissen Kompromissen" bereit erklärt hatte.
NSS 2025: Ein Update der Wolfowitz-Doktrin von 1992
Im Grunde handelt es sich bei der neuen Nationalen Sicherheitsstrategie des Weissen Hauses unter Donald Trump um eine sprachlich und propagandistisch modifizierte Neuausgabe der alten Wolfowitz-Doktrin.
Die erzneokonservativen Paul Wolfowitz (damals Under Secretary of Defense for Policy und damit der ranghöchste politische Planer im Pentagon unter Verteidigungsminister Dick Cheney) und Lewis “Scooter” Libby (damals Principal Deputy Under Secretary of Defense for Policy, also Wolfowitz’ wichtigster Stellvertreter) entwarfen 1992 die amerikanische Defense Planning Guidance (DPG). Dieses Papier definierte die strategische Ausrichtung der USA nach dem Ende der Sowjetunion neu. Die wichtigsten Punkte des Entwurfs waren:
Die USA sollen verhindern, dass irgendwo auf der Welt eine neue Supermacht entsteht, die mit ihnen konkurrieren könnte.
Die USA sollen ihre globale militärische Überlegenheit sichern und eine unipolare Weltordnung bewahren.
Die USA sollen im Zweifel auch unilateral, also ohne Zustimmung anderer Staaten, handeln können.
Regionale Konflikte sollen so beeinflusst werden, dass keine feindlichen Mächte daraus Nutzen ziehen. Bündnisse sind erwünscht, dürfen aber die Handlungsfreiheit der USA nicht wesentlich einschränken.
Die Wolfowitz-Doktrin besagt also, dass die politische und militärische Mission der USA in der Zeit nach dem Kalten Krieg darin bestehen wird, sicherzustellen, dass in Westeuropa, in Asien oder auf dem Gebiet der ehemaligen Sowjetunion keine rivalisierenden Mächte entstehen können – im Grunde genommen überall auf der Welt. Es geht darum, einen kollektiven Ansatz grundsätzlich abzulehnen. Die USA wollen nicht, dass irgendeine Nation oder ein Staatenbund ihre weltweite Vorherrschaft untergräbt.
Obwohl die ursprüngliche Fassung nie offiziell angenommen wurde, beeinflusste sie in der Folge massgeblich die amerikanische Aussen- und Sicherheitspolitik, unter anderem etwa durch die Dokumente des Project for the New American Century (PNAC) Ende der 1990er (Quelle hier), die Nationale Sicherheitsstrategie der USA von 2002 unter Präsident George W. Bush (Quelle hier) und die Argumentation im Umfeld des Irakkriegs 2003 usw., usw.

Warum wird also dieser Ladenhüter jetzt wieder prominent in den Vordergrund gestellt und neu aufpoliert? Der Grund liegt darin, dass angesichts der verloren gehenden kinetischen Kriege, angesichts der verloren gehenden Wirtschaftskriege sowie der erheblichen Gefahr, dass sich die Menschen trotz der unablässigen Propagandawelle beginnen, sich ihres eigenen Verstandes zu bedienen, der Krieg um die Köpfe der Menschen in den Vordergrund rückt.
Kognitive Kriegsführung
Der Kampf um die Köpfe der Menschen wird somit zu einer eigenen Kriegstechnik gemacht, mit dem erklärten Ziel, den Menschen selbst zu einem eigenständigen, offiziellen Nato-Kriegsschauplatz zu machen. Somit steht jeder Mensch zu jeder Zeit im Zentrum dieser hochmodernen, psychologischen Kriegsführung.
Jonas Tögel in Forum Geopolitica am 28.09.2025
Kontrolle über die dominierende Rahmenerzählung von Gesellschaften
Das ist der Sinn der NSS 2025. Und die Methodik dieses Strategiepapiers folgt bekannten psychologischen Manipulationsmethoden. Die gesamte Abhandlung ist absichtlich voll von Widersprüchen, indem sie beiläufige Zitate („throwaway quotes“) anführt und dann ausführlich erklärt, dass genau das Gegenteil tatsächlich der Fall ist. So wird gezielt ein Zustand der kognitiven Dissonanz hergestellt.
Erzeugung von kognitiver Dissonanz
Wenn ein Text eine kurze Aussage betont (“wir werden X tun” – beispielsweise uns von der Unipolarität der Geopolitik abwenden) und dann ausführlich erklärt, warum doch genau das Gegenteil von X geplant ist und umgesetzt wird (wir bleiben in allen Schauplätzen dominant), entsteht für die Leser ein Spannungszustand. „Sie sagen A, aber zeigen B.“ „Was stimmt denn jetzt?“ Menschen mögen keinen inneren Widerspruch. Daher versuchen sie, die Dissonanz aufzulösen – und hier setzt die Taktik an. Viele akzeptieren am Ende die Interpretation A, die ihnen am nächsten liegt (der Tiefenpsychologe Alfred Adler sprach von tendenziöser Apperzeption: man hört und sieht, was man nach dem eigenen Lebensplan hören und sehen möchte, auch wenn es der Realität erkennbar nicht entspricht) und übergehen gefühlsmässig die mitgeteilten gegenteiligen Fakten, drängen sie in den Hintergrund ihres Gedächtnisses und verdrängen damit ihre ursprüngliche Intuition.
Durch das bewusste Einbauen widersprüchlicher Mini-Aussagen wird eine Art Argumentationsrahmen geschaffen. Die kurze Hoffnungs-Aussage beruhigt (“alles halb so wild” oder „endlich, darauf haben wir gewartet!“). Die detaillierte entgegenstehende nachstehende ausführlich Beschreibung und das tatsächlich sich entfaltende Geschehen wird innerlich uminterpretiert oder gedanklich und gefühlsmässig übergangen. Der Leser löst die Dissonanz dann so auf, dass er die ihm nach seiner Hoffnung naheliegende Erklärung bevorzugt – sie wirkt für ihn „logischer“.
Dissonanzreduktion stärkt die Überzeugungskraft
Wenn jemand einmal die angebotene Interpretation akzeptiert hat, verstärkt die anfängliche Dissonanz sogar die Bindung an diese Erklärung: Wer Aufwand investiert, um den Widerspruch zu verstehen, hält die gefundene Lösung danach für besonders plausibel. Das ist ein bekannter psychologischer Effekt. Je mehr kognitive Arbeit man investiert, desto stärker glaubt man an das Resultat. Der Wurm des Zweifels wird betäubt.
Dissonanzmanagement – strategisch eingesetzt
Die Autoren der NSS 2025 benutzen also widersprüchliche Aussagen, um ihr Narrativ zu schützen: kurze gefühlsmässig naheliegende Obersätze (wir rüsten ab und sind für Frieden) dienen als Alibi und transportieren die eigentlich gewünschte Botschaft (wir müssen, um den Frieden zu wahren, überall in der Welt dominant sein, sonst gibt es wieder Krieg). Wer sich über die „angebliche“ innere Widersprüchlichkeit des Papiers lustig macht, verkennt die Methodik und den Ernst der Lage.
Kurz gesagt, die Taktik funktioniert, weil sie gezielt kognitive Dissonanz erzeugt und anschliessend kanalisiert. Der Leser wird in eine Denkbewegung gezwungen, die ihn am Ende wahrscheinlicher zur gewünschten Interpretation führt.
Ein ganzes Potpourri von bekannten PR-Strategien und psychologischen Taktiken
Darüber hinaus lassen sich in der NSS 2025 eine ganze Reihe von weiteren bekannten PR-Strategien bzw. psychologischen Taktiken nachweisen, insbesondere Gaslighting (in der PR: “Institutionelles Gaslighting” – man präsentiert eine Aussage, die etwas scheinbar klarstellt, und dann eine detaillierte Erklärung liefert, die das Gegenteil nahelegt), Doublespeak / Doublethink (aus der Orwell-Begriffswelt: Sprache wird so verwendet, dass sie zwei widersprüchliche Dinge gleichzeitig behauptet zum Ziel der Kontrolle des Narrativs, indem die Realität sprachlich verzerrt wird), Inokulationstechnik (man gibt einen schwachen, oberflächlichen Gegenstandsatz, das „throwaway quote“, um Kritik vorwegzunehmen, und widerlegt ihn dann „gründlich“, um die Leser auf die „richtige“ Interpretation zu lenken), Framing und Widerspruchsauflösung (es wird zunächst ein scheinbar ausgewogener, neutraler Satz platziert, „both-sides-ism“, der dann durch ausführliches Framing so umgedeutet wird, dass die Autoren doch ihre eigentliche Position durchdrücken), Covering the Tracks / Absicherung (durch kurze gegenteilige Aussagen wird eine spätere Kritik abgefangen [„Wir haben doch gesagt, dass…“], obwohl der Gesamteindruck das Gegenteil vermittelt).
Die beschriebenen Methoden sind eine Mischung, die gezielt Widersprüche nutzt, um das gewünschte Narrativ glaubwürdiger erscheinen zu lassen, während Verwirrung oder Schein-Objektivität erzeugt wird.
Diese Methodik dokumentieren wir im Nachfolgenden anhand von repräsentiven Textbeispielen. (Wir sind Brian Berletic sehr verbunden, dass er in seinem „Deep Dive“ – hier – eine grossartige Vorarbeit zu dieser Darstellung geleistet hat.) Aber vorab zeigen wir noch auf, wie diese Taktik – teilweise auch nur scheinbar? – zu verfangen scheint.
In die Falle getappt?
Die westliche Presse
Hier ein typisches Zitat, das zeigt wie die westliche Presse treulich weisungs- und auftragsgemäss das Propagandameme des Weissen Hauses transportiert.
Das Dokument formuliert, was die Strategie der USA ist – beispielsweise eine Fokussierung auf die westliche Hemisphäre und ein „Trump-Korollar“ zur Monroe-Doktrin. Und es spricht an, was die Strategie der USA nicht ist: die fortgesetzte Verfolgung des nach dem Kalten Krieg entstandenen Ziels einer „dauerhaften amerikanischen Vorherrschaft über die ganze Welt“, das die NSS als „grundsätzlich unerwünschtes und unmögliches Ziel“ bezeichnet.
Atlantic Council, 5.12.2025
Russisches Staatsmedium
Dies stammt aus den russischen Staatsmedien, RT:

Die USA betrachten die Normalisierung der Beziehungen zu Russland als eines ihrer Kerninteressen.
Die neue nationale Sicherheitsstrategie fordert eine rasche Beendigung des Ukraine-Konflikts und die Verhinderung einer weiteren Eskalation in Europa.
RT, 5. Dezember 2025
Nein, das tut sie nicht. Darauf werden wir nachstehend eingehen.
Im Gegensatz zur nationalen Strategie der USA während Trumps erster Amtszeit, die den Wettbewerb mit Russland und China in den Vordergrund stellte, verlagert die neue Strategie den Fokus auf die westliche Hemisphäre und den Schutz des Heimatlandes, der Grenzen und der regionalen Interessen. Sie fordert, dass Ressourcen von weit entfernten Schauplätzen auf Herausforderungen in der näheren Umgebung umgeleitet werden, und drängt die NATO und die europäischen Staaten, die Hauptverantwortung für ihre eigene Verteidigung zu übernehmen.
RT, 5. Dezember 2025
RT übernimmt hier die propagandistischen Obersätze der NSS 2025, ohne die nachfolgenden ausführlichen gegenteiligen Aussagen zu erwähnen und verbreitet auch diese zentrale Falschaussage der NSS 2025 weiter:
Das Dokument fordert auch ein Ende der NATO-Erweiterung...
RT, 5. Dezember 2025

Wenn dieses staatliche Medienportal dies so darstellt, liegen dem aus unserer Sicht politische Gründe zugrunde. Die russische Aussenpolitik will angesichts der bedrohlichen Weltsituation offenkundig jede noch so kleine Möglichkeit eines weiteren konstruktiven Dialogs mit den USA aufrechterhalten - wohl wissend, dass eine Lösung des Konflikts mit dem Westen letztlich doch militärisch erfolgen muss und dass man sich auf gewisse Sirenengesänge aus dem Weissen Haus nicht verlassen kann und darf.
NATO-Erweiterung: welche NATO-Erweiterung?
Der propagandistische Kern der Aussage von dem "Ende der NATO-Erweiterung" zielt auf mögliche territoriale Verschiebungen. Aber davon, dass die letzten territorialen Verschiebungen (Schweden, Finnland) rückgängig gemacht werden könnten, ist in dem Papier keine Rede. Zudem: Worin besteht denn die Macht der NATO? Wohl eher in dem Aufwand, der betrieben wird, um dominant zu bleiben. Dieser Aspekt der „Erweiterung“ wird verbal „unter den Teppich gekehrt“ und dem Publikum wird Sand in die Augen gestreut.
Die Realität sieht so aus: Schon der Begleitbrief von US-Präsident Donald J. Trump zur Präsentation der NSS 2025 zeigt, wie er auf der ersten Seite des Dokuments damit prahlt, wie er höchstpersönlich die NATO in weniger als einem Jahr seit seiner Rückkehr ins Amt erweitert („strengthening“) und „our Armed Forces“ (was der Kern NATO ist) mit Investitionen in Höhe von 1 Billion US-Dollar gestärkt hat.

Muss man wirklich eine beispiellose Summe von 1 Billion Dollar – mehr als jede andere einmalige Investition in das US-Militär – ausgeben, um sich auf die westliche Hemisphäre zurückzuziehen und sich um die eigenen Angelegenheiten zu kümmern? Sicherlich nicht. Schon auf den ersten Blick zerfällt also die Vorstellung, dass die NATO nicht „erweitert“ wird und dass sich die USA auf die westliche Hemisphäre zurückziehen und ihr Streben nach weltweiter Vorherrschaft nicht fortsetzen oder ausbauen werden.
Womit prahlt Trump in dem Brief noch?
„Wir haben unsere Allianzen neu aufgebaut und unsere Verbündeten dazu gebracht, mehr zu unserer gemeinsamen Verteidigung beizutragen, einschliesslich einer historischen Verpflichtung der NATO-Länder, ihre Verteidigungsausgaben von 2 % auf 5 % ihres BIP zu erhöhen.“
Trump, Begleitbrief zur NSS 2025
Haben die USA ihre Beiträge zur NATO reduziert? Nein. Sie haben lediglich die europäischen und aussereuropäischen Mitglieder der NATO dazu gebracht, selbst mehr für die NATO auszugeben. Alle wichtigen NATO Länder werden aufgefordert, sich kriegstüchtig zu machen, um einen Krieg gegen Russland führen zu können. Vom "Ende der NATO-Erweiterung“ kann keine Rede sein.
Fortsetzung folgt
Im ersten Teil dieser Analyse ging es um das Propagandameme des Weissen Hauses, es werde das "Ende der NATO-Erweiterung" eingeläutet. In nachfolgenden zweiten Teil vertiefen wir die Textanalyse der NSS 2025 und zeigen auf, wie die USA ihre Dominanz auf allen globalen Schauplätzen mit Hilfe ihrer Vasallen erhalten bzw. neu errichten wollen.
«National Security Strategy – Verbalkosmetik und keine Richtungsänderung (Teil I)»