Deutschland – Quo Vadis?

Deutschland – Quo Vadis?

Patrik Baab
So. 05 Okt 2025 261 3

Intro

Die Frage „Deutschland – wohin gehst du?“ leitet sich von einem Roman her, der 1895, vor 130 Jahren, publiziert wurde. Geschrieben hat ihn der polnische Romancier Henryk Sienkiewicz und er trägt den Titel: „Quo Vadis“. Diese Erzählung spielt im Jahre 64 nach Christi Geburt und behandelt die Verfolgung der Christen im Rom zu Zeiten des Kaisers Nero. Henryk Sienkiewicz schildert, wie Christen gefoltert, bei lebendigem Leib als Fackeln verbannt wurden.[1] Rom war damals ein Imperium im Niedergang. Es ist charakteristisch, dass der Zerfall von den Zeitgenossen nicht wahrgenommen wurde. Doch ist Gewalt nach innen und außen offenbar ein Merkmal stürzender Imperien.[2]

Im Juli 64 n. Chr. brennt Rom bis auf die Grundmauern nieder. Dieses Feuer legt der Tribun Subrius Flavus einem Brandstifter zur Last: Kaiser Nero selbst.[3] Dass Eliten sich zu Psychopathen und Monstern wandeln – auch dies scheint ein Merkmal der Dekadenz zu sein.[4] 

Im heutigen Deutschland gibt es wieder eine Verfolgung von Dissidenten, die politisch und weltanschaulich von der Linie der Machteliten abweichen, wie es damals die frühen Christen auch getan haben. Auch die Zurschaustellung öffentlicher Verbrennungen wird zelebriert, wenn auch nicht im physischen, sondern im übertragenen Sinne. Das Schicksal der Politikwissenschaftlerin Prof. Ulrike Guérot, von Richter Christian Dethmer oder die illegale Kündigung meines Lehrauftrages an der Uni Kiel stehen beispielhaft für diese Methoden: Der Zensur-Komplex stellt Dissidenten öffentlich an den Pranger, ruiniert ihren Ruf, setzt Kündigungen und faktische Berufsverbote durch, zerstört Existenzen. Journalisten und Vertreter von Hilfsorganisationen werden jenseits von Recht und Gesetz und aller durch die Verfassung garantierten Rechte auf Sanktionslisten gesetzt.

Zu den Akteuren zählen staatliche Stellen und supranationale Organisationen wie die EU, die Lohnschreiber der Propaganda-Presse, GONGOS – government organized non-government organizations –, Geheimdienste, Digitalkonzerne, das selbsternannte Online-Lexikon „Wikipedia“[5] – die Fälscherwerkstatt der Machteliten und eine Waffe der Geheimdienste im Meinungskampf –, und alle ideologischen Apparate: Schulen, Universitäten, Kirchen, Vereine, Verbände und Gewerkschaften. Auf grundgesetzwidrige Weise wird Zensur durchgesetzt z.B. durch Verbot russischer Medien, die Bevölkerung wird eingeschüchtert durch Hausdurchsuchungen und Strafverfahren,[6] Kinder und andere Verwandte werden in Sippenhaft genommen. Wer in Deutschland heute dem Wort der Bergpredigt folgt,[7] und sich am Friedensgebot des Grundgesetzes orientiert,[8] der sieht sich politischer Verfolgung ausgesetzt,[9] während die Mächtigen unterstützt von der Justiz in aller Öffentlichkeit gegen Russland hetzen, Rassismus verbreiten und die Menschen in neue Kriege hineintreiben. Die strafrechtliche Verfolgung politischer Gegner, Zensur, Zerstörung der Demokratie und die Vorbereitung neuer Kriege sind zwei Seiten derselben Medaille.[10]

Diese Vorgänge fügen sich zusammen zu einer antidemokratischen „Zensur-Industrie“, durch die Regierungen mit Hilfe von Geheimdiensten, Digital-Unternehmen, transatlantischen Denkfabriken, den genannten GONGOS, Medien und Verbänden ihre Bürger gängeln, überwachen und unerwünschte Meinungen bekämpfen.[11]

Die westlichen Eliten in der EU, Israel und den USA zeigen eine Art „Nero-Syndrom“[12]: Narzisstisch gestörte Psychopathen provozieren völkerrechtswidrige Angriffskriege wie gegen Jugoslawien 1999, Afghanistan 2001, Irak 2003, Libyen und Syrien 2008, gegen die Palästinenser und den Iran, um sich so das Gefühl der Selbst-Wirksamkeit zu vermitteln und sich an ihrem destruktiven Größenwahn erotisch zu stimulieren.[13] 

Den völkerrechtswidrigen Angriffskrieg Israels und der USA gegen den Iran kommentiert der deutsche Bundesskanzler mit dem Satz: „Das ist die Drecksarbeit, die Israel macht für uns alle.“[14] Zum Völkermord an den Palästinensern von EU-Regierungen kein Wort. Der subtile Sadismus der Macht lässt seine Hüllen fallen und präsentiert sich öffentlich in obszöner Weise – Regress in eine pubertäre Form politischer Nekrophilie.[15] 

Wiesbaden Army Airfield mit Lucius D. Clay-Kaserne, 2009

Eine Drehscheibe dieser imperialen westlichen Hybris ist Deutschland. Wie die New York Times berichtet, werden die Kampfhandlungen im Ukraine-Krieg von der US-Militärbasis in Wiesbaden organisiert, bis in die Zielfindung der Artillerie und Raketenwerfer.[16] Im völkerrechtswidrigen Angriffskrieg Israels gegen den Iran kreiste ein Tankflugzeug der Bundesluftwaffe mit abgeschaltetem Transponder über Jordanien und versorgte sehr wahrscheinlich US-Kampfjets – vielleicht sogar israelische Bomber – mit Kerosin.[17] Die Kieler Werft liefert an Israel U-Boote mit einer Sektion für Raketen, die als Träger für nukleare Gefechtsköpfe verwendet werden können.[18]

Warum zerstört Deutschland die Reste seiner parlamentarischen Demokratie und läuft, orchestriert von der NATO und ihrer Führungsmacht USA, in neue Kriege, nach den verheerenden Vernichtungskriegen, die im 20. Jahrhundert von deutschem Boden ausgegangen sind? Fast glaubt man, jene Todessehnsucht zu spüren, die Nero sich das Messer an die Kehle setzen ließ.[19]

Man muss nur hinschauen. Genau das ist die Aufgabe des Journalisten: „Sehen und sagen“, wie es mein amerikanischer Freund Patrick Lawrence ausdrückt.[20] Das ist der Status Quo. Daraus ergibt sich die Frage nach dem Warum, ein Blick zurück im Zorn, und nach den künftigen Handlungsoptionen – quo vadis. Den Blick auf Gegenwart, Vergangenheit und Zukunft richte ich jeweils unter militärischem, politischem, wirtschaftlichem und kulturellem Aspekt – wobei ich der Überlegung von Clausewitz folge, dass Krieg „nichts als eine Fortsetzung des politischen Verkehrs mit Einmischung anderer Mittel“ darstellt, ein „Konflikt großer Interessen, der sich blutig löst“.[21] Daraus erwächst ein Gesamtbild, das Deutschland als Beispiel für den Niedergang des Westens zeigt.[22]

1. Status Quo

Deutschland steckt in der Klemme. Es wurde von den eigenen degenerierten Eliten ins Aus manövriert. Die Bundesrepublik hat im Krieg in der Ukraine bislang eine Scharnierfunktion. Es handelt sich um einen Krieg der Vereinigten Staaten von Amerika und ihrer NATO-Vasallen gegen die Russische Föderation auf ukrainischem Boden. Die Ukraine ist dabei das Opferlamm, das zur Schlachtbank geführt wird. Deutschland ist ein Werkzeug in der Hand Washingtons.[23] Die Bundesrepublik wird unter der Vormundschaft der Vereinigten Staaten neu strukturiert. Deutschland geriert sich als bellizistischer Musterschüler und dient Washington bei der Europäisierung des Krieges, geführt von Erfüllungsgehilfen, einem Kompradoren-Regime, das wie eine Besatzungsmacht im eigenen Land steht. Der Kanzler wirkt dabei wie der Repräsentant der US-Finanzindustrie, der die Profit-Interessen seines früheren Arbeitgebers Blackrock fest im Blick hat.[24] Auch Lars Klingbeil steht ganz in der Tradition transatlantischer Unterwerfung.[25] 

Putin und Trump in Anchorage

Bei solchen Vasallen löst das Treffen von US-Präsident Trump und Wladimir Putin in Anchorage Wut und Raserei aus: Washington folgt eigenen wirtschaftlichen Interessen und lässt seine Sklaven im Stich.[26]

Für die USA ist der Ukraine-Krieg ein „War of choice“, ein Krieg, den man führen oder lassen kann; für Moskau allerdings ein „War of decision“, eine Entscheidungsschlacht, bei der es um Alles oder Nichts geht.[27] Der Kreml führt in der Ukraine einen existenziellen Krieg, denn eine NATO-Mitgliedschaft der Ukraine, eine Aufstellung von US-Atomraketen 500 Kilometer vor Moskau wäre das Messer am Hals.

Berlin ist in diesem geopolitischen Spiel um die Einkreisung Russlands und den Raub russischer Bodenschätze ein williger Vollstrecker. Deutschland ist zu einem Werkzeug der Amerikaner geworden, die sich selbst im Niedergang befinden. Russland geht es besser, als die westlichen Beobachter erkennen können. Demgegenüber ist Berlin nicht in der Lage, eine eigene Außenpolitik zu formulieren.

Der Terroranschlag gegen die Nordstream-Pipeline, den der Rechercheur Seymour Hersh Washington zuschreibt, wird hingenommen. Die BRD ist nun auf teures US-Fracking-Gas angewiesen. Damit ist für Deutschland die Energiefalle zugeschnappt.

Die Bundesregierung und das herrschende Parteien-Kartell führen sich nicht nur auf wie Vasallen, sondern wie Repräsentanten der USA auf deutschem Boden. Sie nehmen die eigene Bevölkerung, 85 Mio. Menschen, in Geißelhaft für eine verfehlte Politik. Denn Deutschland rückt durch seine indirekte Kriegsbeteiligung und die geplante Stationierung neuer US-Mittelstreckenraketen in den Fokus russischer Atomraketen. Damit handelt die Bundesregierung gegen die Interessen des deutschen Volkes und verhält sich wie der Statthalter einer transatlantischen Elite. Für Deutschland ist dieser Krieg ein Tanz auf dem Vulkan.

Ökonomisch sind die Sanktionen gegen Russland zum Bumerang geworden. Sie zerstören die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Unternehmen, die zu einem guten Teil auf der Nutzung preisgünstiger russischer Gas- und Öllieferungen beruhte. Die Wirtschaft schrumpft, der Prozess der De-Industrialisierung ist in vollem Gange. Den Vereinigten Staaten ist es dagegen gelungen, Europa als wirtschaftlichen Konkurrenten auszuschalten. Genau dies hat die RAND-Corporation in ihren politischen Szenarien planerisch und organisatorisch vorbereitet.[28] Ziel war, mit Hilfe der Grünen die BRD in den Ukraine-Krieg hineinzuziehen und die deutsche Wirtschaft durch das Abschneiden von Russland nachhaltig zu schwächen. Damit haben die USA ein wichtiges Ziel des Ukraine-Krieges erreicht. 

Aber nicht nur das. Sogar die Unternehmensverbände betrachten den „Deal“ zwischen EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und US-Präsident Donald Trump als eine Farce nach dem Hemingway-Motto: Der Sieger nimmt alles. Mit der Einigung im Zoll-Streit hat sich die EU verpflichtet, Energie aus den USA – Fracking-Gas, Öl und Kernbrennstoffe – für 750 Mrd. USD zu kaufen und zusätzlich 600 Mrd. USD mehr in den USA zu investieren. Der Zollsatz für die meisten Importe in die USA – auch für Autos, Halbleiter und Pharmaprodukte – soll bei 15% liegen, die Zölle für Stahl und Aluminium bleiben bei 50%. Die USA exportieren weiter zollfrei.[29]

Abgesehen einmal davon, dass die EU solche Deals eigentlich gar nicht abschließen kann, weil hier die Mitgliedsstaaten zuständig sind – in den USA sind die Produktionskapazitäten für Energielieferungen und Waffenexporte in diesem Umfang gar nicht vorhanden.[30] Dies zeigt den Realitätsverlust der westlichen Politik – Ankündigungen ersetzen reale Leistungen; leere Versprechen tatsächliche Ergebnisse und politische Märchen ersetzen Sicherheit. Was tatsächlich geliefert wird, das sind nicht Waffen, Gas oder Flugzeuge, sondern geliefert werden Schlagzeilen, Börsenwetten und politische Illusionen. Das mag kurzfristig erfolgversprechend sein, scheitert aber an der Realität.[31] 

von der Leyen und Trump im Weissen Haus

Nun kann man sich fragen: Was ist dieser kurzfristige Nutzen für die EU-Kommission? Nun, in Brüssel sitzen etwa 32.000 Bürokraten, die nicht demokratisch kontrolliert werden, nehmen wir die EZB dazu, so komme man auf maximal 60.000. Diese EU- Bürokratie ist angetrieben von dem Eigeninteresse, sich möglichst viel Macht zu verschaffen. Es handelt sich hier um Macht über die Mitgliedsstaaten, wie es sich im Recht manifestiert, über die Köpfe nationaler Regierungen eigene Zoll-, Steuer- und Budget-Entscheidungen zu fällen. Aus Sicht dieser EU-Bürokratie ist die Unterwerfung unter die NATO und die USA eine Möglichkeit, sich Finanzhoheit und eine bewaffnete Macht zu verschaffen.

Recht zu setzen und durchzusetzen, auf das Geld der Untertanen zuzugreifen, eine Armee – das sind Faktoren, die eigene Staatlichkeit ausmachen. Von der Leyen und ihr Personal streben eine quasi-feudale Eigenstaatlichkeit an. In dieser Perspektive ist es kein Nachteil, sondern ein Nutzen, wenn die Mitgliedsstaaten wirtschaftlich geschwächt werden. Absolutistische Fürsten streben danach, den Provinzadel zu entmachten. Im Falle Deutschlands gelingt dies u.a. dadurch, dass mit dem 18. Sanktionspaket der einzige Schritt, der den wirtschaftlichen Niedergang bremsen könnte – die Wiederinbetriebnahme der unbeschädigten Nordstream-Röhre – nur noch um den Preis eines Austritts aus der EU zu haben wäre.[32] 

Die Zeche dafür zahlen die Menschen in Deutschland. Die Bevölkerung verarmt, Steuer-Milliarden fließen in die Rüstung zur Erlangung des sog. 5-Prozent-Ziels. Die Profiteure sind US-Rüstungskonzerne und US-Energieriesen. Mit den steigenden Rüstungslasten und den explodierenden Energiepreisen erhöht sich die Ausbeutungsrate. Konsumtive Ausgaben gehen aber zu Lasten von Bildung, Infrastruktur, Wohnungsbau und Sozialleistungen. Die Rück-Abwicklung des bundesdeutschen Sozialstaats ist in vollem Gange. Der Rüstungskurs der NATO ist ein Angriff auf die eigene Bevölkerung. Denn Steuer-Milliarden fließen aus den Taschen der Bürger in Deutschland in die Taschen US-amerikanischer Rüstungs-, Energie- und Digitalkonzerne. 

Die Forschungsdirektorin vom Nato-Defence College Florence Gaub war am Abend bei Markus Lanz im ZDF zu Gast

Begleitet wird dies von einem kulturellen Regress in historischem Maßstab. Eine NATO-Propagandistin namens Florence Gaub, die als Expertin vorgestellt wird, darf in der Sendung Markus Lanz sagen: „Wir dürfen nicht vergessen, dass, auch wenn Russen europäisch aussehen, es keine Europäer sind, jetzt im kulturellen Sinne“, dass sie „einen anderen Bezug zu Gewalt, zum Tod haben“. Es gebe „nicht diesen liberalen postmodernen Zugang zum Leben als ein Projekt, was jeder für sich individuell gestaltet“. Man habe dort eine eher geringe Lebenserwartung: „Dann geht man einfach anders damit um, dass da halt Menschen sterben.“[33] Der Moderator lässt dies unkommentiert.

Die ehemalige Außenministerin Annalena Baerbock erklärt vor dem Europarat: „Wir kämpfen einen Krieg gegen Russland.“[34] Mit Blick auf die EU-Sanktionen fällt ihr ein: „Das wird Russland ruinieren.“[35]

Außenminister Johann Wadephul lässt sich mit dem Satz zitieren: „Russland wird für immer ein Feind für uns bleiben.“[36] Das Feindbild Russland soll noch fester in der deutschen Politik verankert werden.

Noch vor 10 Jahren hätten solche Bemerkungen politische Karrieren beendet. Doch heute prägen Bellizismus, Russenhass und Rassismus das Denken der politischen Elite. Damit entfernt sich die politische Kultur Deutschlands von den humanistischen Idealen der Aufklärung und der Klassik und fällt zurück in Provinzialität und politischen Irrationalismus. Es hat ein Zerfallsprozess begonnen hin zu imperialen Großmacht-Träumen, politischem Größenwahn und antidemokratischem Denken.[37]

Begleitet wird diese Zerstörung der Vernunft von einem weitestgehenden politischen Versagen der Intellektuellen. In Anlehnung an den Historiker Karl-Dietrich Bracher kann man formulieren: Die Synkrisis des deutschen Geisteslebens mit der imperialen Propaganda der NATO und der USA ist bestürzend nicht nur im Blick auf die Primitivität des Ideenkonglomerats, aus dem Russophobie und Kriegshysterie sich speist, sondern mehr noch durch die blinde Unterwerfung unter seinen betont unduldsamen Ausschließlichkeitsanspruch. Aber dies demonstriert nur den Vorgang der Selbstgleichschaltung, der von Staatsrechtlern zu Ökonomen, von Historikern zu Germanisten, von Philosophen zu Naturwissenschaftlern, von Publizisten zu Dichtern, Musikern, bildenden Künstlern reicht. Untrennbar greifen Byzantinismus, Manipulation und Zwang ineinander.[38] Bracher nimmt die Rolle der Intellektuellen in Hitlers Drittem Reich in den Blick. Doch ihre entfremdeten geistigen Fähigkeiten können jeder Propaganda dienen. Die Gesinnungslosigkeit der Intellektuellen, die Prostitution ihrer Überzeugungen, ist, wie Georg Lukács sich ausgedrückt hat, „nur als Gipfelpunkt der kapitalistischen Verdinglichung begreifbar.“[39]

Was wir hier insgesamt beobachten, ist eine Erschöpfung der deutschen Demokratie. Die Mehrheit der Bevölkerung ist nach der Corona-Inszenierung im Zustand eines resignativen Burn-Outs angekommen, sediert durch Propaganda und orientierungslos geworden unter aggressiven Diversity-Belehrungen. Die massenhafte Wut, ausgelöst durch den neoliberalen Angriff auf Sozialstaat und halbwegs sichere Beschäftigungsverhältnisse wird vom politisch-medialen Komplex genutzt als Treibstoff einer neuen Affektökonomie.[40] Parallel dazu kehren wir im internationalen Rahmen dem Völkerrecht den Rücken und wenden uns dem Faustrecht zu – ein Prozess gezielter Entzivilisierung, die das Feld bereitet für neue Kriege.[41] Die abschüssige Bahn, auf die uns imperiale Großmachtphantasien einer transatlantischen Elite und der finanzmarktgetriebene Kapitalismus, sowie "der Giftcocktail aus Sparpolitik, Freihandel, Schuldknechtschaft und schlecht bezahlten prakarisierten Arbeitsplätzen"[42] geführt haben, endet in einer neuen Barbarei.

Mad Max Zukunft

 Das Gesellschaftsmodell der Zukunft gleicht einer Dystopie nach dem Hollywood-Reißer „Mad Max“.[43]

2. Blick zurück im Zorn

Das Grundgesetz hält in Art. 24 fest:

„Der Bund kann sich zur Wahrung des Friedens einem System kollektiver Sicherheit einordnen; er wird hierbei in die Beschränkungen seiner Hoheitsrechte einwilligen, die eine friedliche und dauerhafte Ordnung in Europa und zwischen den Völkern der Welt herbeiführen und sichern.“
Art. 24 Grundgesetz

Weder mit Israel noch mit der Ukraine befindet sich Deutschland in einem Militärbündnis. Die militärische Unterstützung dieser Länder dient nicht der Wahrung des Friedens und ist damit verfassungswidrig, genauso wie die Auslandseinsätze im Kosovo, Afghanistan und Jordanien.[44]

Im Zwei-plus-vier-Vertrag, der die Grundlage der deutschen Einheit bildet und den Zweiten Weltkrieg formal beendet hat, heißt es in :

"Die Regierungen der Bundesrepublik Deutschland und der Deutschen Demokratischen Republik bekräftigen ihre Erklärungen, dass von deutschem Boden nur Frieden ausgehen wird. Nach der Verfassung des vereinten Deutschland sind Handlungen, die geeignet sind und in der Absicht vorgenommen werden, das friedliche Zusammenleben der Völker zu stören, insbesondere die Führung eines Angriffskrieges vorzubereiten, verfassungswidrig und strafbar. Die Regierungen der Bundesrepublik Deutschland und der Deutschen Demokratischen Republik erklären, dass das vereinte Deutschland keine seiner Waffen jemals einsetzen wird, es sei denn in Übereinstimmung mit seiner Verfassung und der Charta der Vereinten Nationen."
Zwei-plus-vier-Vertrag, Art. 2

Mit der Ankündigung von Bundeskanzler Friedrich Merz, Deutschland zur stärksten Militärmacht zu machen, und der dauerhaften Stationierung deutscher Truppen im Baltikum hat die Bundesrepublik diesen Vertrag gebrochen.[45]

In Moskau wird die Politik der deutschen Bundesregierung als Beteiligung am Ukraine-Krieg gewertet, die Bundesrepublik als Feindstaat betrachtet. Denn heute ist Deutschland der wichtigste Unterstützer der Ukraine im Krieg gegen Russland, deutsche Panzer rollen wieder im Donbass, es wird im Ernst darüber diskutiert, mit weitreichenden Raketen wie Taurus das russische Hinterland anzugreifen.

Dabei waren es die Regierenden in Moskau, welche die deutsche Einheit ermöglicht, ihre Truppen 1994 vom Gebiet der DDR abgezogen, die 27 Millionen Opfer des deutschen Vernichtungskrieges gegen die Sowjetunion 1941 – 1945 verziehen, die Vasallenstaaten der Sowjetunion in die Selbständigkeit entlassen, die NATO-Osterweiterung zumindest bis zur Rede Putins auf der Münchner Sicherheitskonferenz im Februar 2007 hingenommen und mit der Energie-Partnerschaft durch den Bau der Nordstream-Pipeline die deutsche Wirtschaft wieder international wettbewerbsfähig gemacht haben.

Demgegenüber sind die USA ein Land permanenter Kriege. Der Congressional Research Service listete im Juli 2023 seit 1798 insgesamt 219 Kriege, Militär-Interventionen oder Geheimdiensteinsätze auf.[46] Seit 1945 hat Washington mehr als 100 Angriffskriege geführt, nicht gerechnet CIA-Operationen wie der „Arabische Frühling“, gezielte politische Morde und andere verdeckte Einsätze.[47] Seit 2001 wurden nach einer Studie der Brown University in den Kriegen der USA 4,5 bis 4,7 Millionen Menschen getötet. Man fragt sich, wo die Sanktionen der EU gegen diese Kriege geblieben sind.[48] Nicht zu vergessen die völkerrechtswidrigen Angriffskriege gegen Serbien 1999, Afghanistan 2001, Irak 2003, Libyen und Syrien 2008, gegen den Iran 2025, an denen NATO-Staaten beteiligt waren.

Damit ist Deutschland als NATO-Mitglied Teil des gefährlichsten Kriegsbündnisses der Welt. Es handelt sich dabei keineswegs um ein „System kollektiver Sicherheit“, welches „eine friedliche und dauerhafte Ordnung zwischen den Völkern“ herbeiführt. Die NATO tut exakt das Gegenteil. Damit ist die Mitgliedschaft Deutschlands in der NATO verfassungswidrig.

Dieses Bündnis hat über viele Jahre hinweg die Ukraine auf NATO-Niveau gebracht, hochgerüstet und damit den russischen Einmarsch am 24. Februar 2022 systematisch herbeigeführt, wie kürzlich geleakte Geheimunterlagen von 2014 zeigen.[49] Es war Putin, der mit fast allen Mitteln versucht hat, den Krieg zu vermeiden.[50]

22.01.2014 | Hrushevsky-Straße. An den Barrikaden mit „Molotowcocktails” und Schilden in der Hand, ein Demonstrant in einer Tech-Jacke und wahrscheinlich einer kugelsicheren Weste. Foto: Viktoriia Pryshutova

 Vorangegangen waren der vom Westen orchestrierte Putsch auf dem Maidan im Februar 2014, und das militärische Vorgehen gegen die aufständische Bevölkerung im Donbass seit Anfang April 2014, das mit mehr als 14.000 Toten einem Völkermord gleichkommt, sowie die vorsätzliche Missachtung des Vertrages Minsk II – allesamt Verstöße gegen das Völkerrecht.

In diesem Krieg, der bereits 2014 begonnen hat und nicht erst 2022, wie auch NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg wusste,[51] hat der Westen die militärischen Möglichkeiten Russlands sträflich unterschätzt. Es war von Vorneherein klar, dass die Ukraine die russische Armee nicht aus eigener Kraft besiegen konnte.[52] Aber man glaubte, Russland in einem hybriden Krieg durch eine Kombination aus Waffenhilfe für die Ukraine, Sanktionen, politischer, kultureller und wirtschaftlicher Isolierung und einer Propaganda, die Russland als Paria-Staat präsentierte, in die Knie zwingen zu können.[53]

Russische Truppen haben bereits das wichtige Logistikzentrum Pokrowsk (russisch Krasnoarmeisk) weitgehend erobert. Weiter westlich gibt es nur noch die weniger befestigten Städte Kramatorsk und Slawjansk, welche die Ebenen schützen, die direkt zum Dnjepr führen. Aber abgesehen von der Eroberung der gesamten Oblast Donezk durch Pokrowsk und des kürzlich eingenommenen Chasov Yar, wird die Versorgung der Ukrainer mit Waffen und die Verlegung von Truppen entlang der gesamten Konfliktlinie unterbunden. Damit könnte die zweitgrößte ukrainische Stadt Charkow im Osten nicht durch Sturmtruppen oder Bomben und Raketen fallen, sondern einfach durch die Unfähigkeit der ukrainischen Verteidiger, den Kampf aufgrund mangelnder Versorgung fortzusetzen.[54]

Das Institute for the Study of War um Victoria Nuland und ihren Neocon-Klüngel bezeichnet dies – wie die meisten westlichen Beobachter – als kleinere russische Geländegewinne.[55] Damit belegen sie nur, dass sie Opfer ihrer eigenen Propaganda werden. Das Narrativ vom möglichen ukrainischen Siegfrieden soll unbedingt aufrechterhalten werden. Von den tatsächlichen Vorgängen verstehen sie wenig. In der russischen Kampftaktik geht es in erster Linie nicht um Geländegewinne; der Raum wird genutzt, um den Gegner hineinlaufen zu lassen und ihn dann zu vernichten. Die Zahl der ukrainischen Verluste belegt, dass diese Rechnung aufgeht.

Inzwischen sind – nach geheimen Angaben des ukrainischen Generalstabes – bereits 1.7 Millionen ukrainische Soldaten gefallen oder vermisst.[56] Mit verantwortlich für dieses Desaster ist auch der Westen. Die Front bröckelt, die Ukraine hat den Krieg verloren.[57] Die Alternative heute lautet nicht: Kompromissfriede oder Rückeroberung der verlorenen vier Oblaste; die Alternative lautet: Kompromissfriede oder Zusammenbruch der 1.400 Kilometer langen Front, Eroberung weiterer Oblaste durch die russische Armee und Reduzierung der Ukraine auf einen nicht lebensfähigen Rumpfstaat.[58]

Washington ist es gelungen, Deutschland in einen Krieg hineinzuziehen, von dem die Biden-Administration von vorneherein wusste, dass die Ukraine nicht gewinnen kann.[59] Es ging ihr immer um die Schwächung Russlands. Nun, nachdem die ukrainische Armee weitgehend aufgerieben ist, wollen die deutschen Eliten zusammen mit ihren Partnern in Washington Deutschland zum eigentlichen Frontstaat machen. Offen wird darüber diskutiert, 25.000 deutsche Soldaten in die Ukraine zu schicken – ein Himmelfahrtskommando.[60]

Damit findet die Berliner Politik der Subordination unter US-Interessen ihren Gipfel. Dieser sado-masochistische Unterwerfungs-Gestus liegt ganz auf der Linie des deutschen Trittbrettfahrer-Imperialismus: Man möchte sich bei der wirtschaftlichen und politischen Kolonialisierung Osteuropas im Windschatten der USA noch einen Teil der Beute herausschneiden.

Als die Vereinigten Staaten im Februar 2014 den Putsch auf dem Maidan orchestrierten, waren auch Vertreter Deutschlands ganz vorne mit dabei. Kurz bevor am 20. Februar 2014 der damalige Außenminister Steinmeier in Kiew mit dem demokratisch gewählten Präsidenten Janukowitsch über einen friedlichen Übergang der Macht verhandelte, diskutierte sein Botschafter Christof Weil in der deutschen Vertretung mit dem Faschistenführer Andrij Parubij – ein abschließendes Planungstreffen, bei dem den bewaffneten Ultras grünes Licht gegeben wurde.[61] Wie auf dem Basar hatten zuvor EU-Vertreter mit ukrainischen Faschisten über die Zahl der Morde verhandelt, die man für erforderlich hielt, damit EU-Regierungen den Rücktritt Jankukowitschs erzwingen. An den Morden selbst waren – die Studie von Ivan Kachanovski beschreibt es detailliert – nicht nur galizische, sondern auch georgische, polnische und litauische Scharfschützen beteiligt, insgesamt mindestens 80 militärisch trainierte Kräfte.[62] Das nenne ich eine gelungene Doppelstrategie.

Bundeskanzler Schröder und Präsident Putin 2005

 Mit dem Ende der Ära Schröder 2005 ist Deutschland eingeschwenkt auf die Taktik Washingtons, scheinbare Zugeständnisse am Verhandlungstisch anzubieten, aber an der Strategie der Schwächung und wirtschaftlichen Unterwerfung Osteuropas und Russlands festzuhalten. Dies zeigt der gescheiterte Minsk-II-Prozess, bei dem es erklärtermaßen darum ging, die Russen zu täuschen und der Ukraine Zeit zur Aufrüstung zu verschaffen.[63] Der Ansatz hält sich durch bis zu den gescheiterten Friedensgesprächen in Istanbul im Frühjahr 2002, die offenbar dazu genutzt wurden, die Russen zum Abzug ihrer Truppen vor Kiew zu bewegen. Darin zeigt sich, wie auch beim Anschlag auf die Nordstream-Pipeline, dass Deutschland heute, wie es Emmanuel Todd ausgedrückt hat, „wieder ein besetztes Land“ ist.[64]

Im Januar 2022 hat die RAND-Corporation für die US-Regierung ein Papier verfasst, dem zufolge die wirtschaftlichen Probleme der USA nur lösbar seien, wenn Kapital und Produktion aus Europa geholt werden. Eine Schlüsselrolle wurde dabei den deutschen Grünen zugedacht. Sie werden darin als „stark dogmatische, wenn nicht gar eifrige Bewegung“ bezeichnet, die leicht transatlantisch gelenkt werden könnten, wobei „persönliche Eigenschaften und die mangelnde Professionalität ihrer Führer – allen voran Annalena Baerbock und Robert Habeck – vermuten lassen, dass es für sie nahezu unmöglich ist, eigene Fehler rechtzeitig zuzugeben.“[65] Ziel sei, Deutschland in einen Krieg in der Ukraine zu verwickeln, die Russen als Aggressor hinzustellen und in der Folge das Land von der russischen Energieversorgung abzuschneiden, um so seine Wettbewerbsfähigkeit zu zerstören. Alles lief nach Plan. Bleibt zu erwähnen, dass die Echtheit des RAND-Papiers sofort dementiert wurde.

Für Washington laufen diese Dinge wunschgemäß. Die europäischen Vasallen wurden durch den Ukraine-Krieg enger an Washington gebunden, ihre Versorgung mit billiger Energie wurde durch die Sprengung von Nordstream unterbrochen, und wirtschaftlich wurden sie nachhaltig geschwächt. Präsident Trump ist es darüber hinaus gelungen, den Ukraine-Krieg zu europäisieren und die NATO-Partner zu veranlassen, ihre Verteidigungsausgaben auf 5% des BIP zu erhöhen. Jetzt dürfen die Europäer machtlos zusehen, wie sich die USA aus dem Krieg herausziehen und sich anschicken, mit Russland wieder gute Geschäfte zu machen, während sie selbst den Krieg weiterführen.

In einer unipolaren Welt setzt der Hegemon – die USA – die Regeln und sorgt auch mit militärischen Mitteln für ihre Einhaltung. Dieser unipolare Moment ist inzwischen vorbei. In einer multipolaren Welt müssen die Regeln zwischen den Supermächten verhandelt oder durchgekämpft werden.[66] Es werden Claims abgesteckt, mit dem Revolver in der Hand. Innerhalb der jeweiligen Einflusszonen wird weiter Gefolgschaft erzwungen. Dies gelingt mit Hilfe wirtschaftlichen und politischen Drucks, aber auch mit Einfluss-Agenten, die den Vorrang von US-Interessen in den Provinzen garantieren.

Um solche Statthalter amerikanischer Interessen zu bekommen, müssen die politischen, wirtschaftlichen und akademischen Eliten transatlantisch korrumpiert werden.

Die wirtschaftliche Basis hierfür wurde geschaffen durch die steuerliche Freistellung von Veräußerungsgewinnen durch die Regierung Schröder-Fischer im Jahr 2002. Dies ermöglichte den Banken ihre Industriebeteiligungen steuerfrei zu verkaufen und in strukturierte Wertpapiere zu investieren. Dies hatte zwei Folgen: Zum einen gerieten die deutschen Banken sehr schnell in den Strudel der Finanzkrise 2008, was ihnen ohne diese Umschichtung teilweise erspart geblieben wäre. Zum zweiten konnte sich die internationale Finanzindustrie in deutsche Unternehmen einkaufen.

Die Finanzkrise stellt einen Wendepunkt dar, an dem zwei entscheidende strukturelle Veränderungen im Finanzsystem einsetzten: einer Verlagerung von faulen Krediten zu Staatsanleihen und von Banken ins Schattenbanken-System. Die Rettung der Banken mit dem Geld der Steuerzahler hat, so die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich in Basel, dazu geführt, dass die Risiken im Bankensektor abgenommen haben, während gleichzeitig die Schuldenlast der Staaten angestiegen ist wie noch nie in Friedenszeiten. Gleichzeitig ist das Fondsvermögen aus den Bankbilanzen abgewandert, während es bei Hedgefonds, Investment-Fonds, Pensionsfonds, Versicherungen und Finanzinvestoren dramatisch gestiegen ist. Das steigert die Risiken, denn im Schattenbankensystem werden Anlagen oft mit Derivat-Mechanismen gehebelt, um Kursschwankungen optimal auszunutzen und gleichzeitig das Eigenkapital zu entlasten. Dies steigert die Gefahr prozyklischer Notverkäufe und kann die staatlichen Refinanzierungsbedingungen erschüttern.[67] Damit ist der Haushalt Deutschlands in die babylonische Gefangenschaft internationaler Finanzinvestoren im weithin unregulierten Schattenbanken-System geraten, die am Ukraine-Krieg Milliarden verdienen und jeden Staat, der aus der Front der Kriegstreiber aussteigen will, mit einem Ausverkauf seiner Anleihen unter Druck setzen können.

Zum zweiten konnten sich US-Finanzinvestoren in deutsche Unternehmen einkaufen. Heute befindet sich nur noch etwa ein Drittel des Aktienbestandes der 40 DAX-Konzerne in deutscher Hand. Insbesondere Anleger aus Nordamerika haben ihre Beteiligungen auf mehr als 25% ausgebaut. Bei mehr als der Hälfte der DAX-Konzerne sind die Mehrheiten im Besitz ausländischer Investoren.[68] Deutschland ist nicht mehr Herr im eigenen Hause, die Entscheidungen werden woanders gefällt. Die wirtschaftliche Basis geriet zunehmend in die Verfügungsgewalt von US-Finanzinvestoren. Darauf gründet sich letztendlich auch politische Abhängigkeit. Das erklärt, warum auch die unternehmerische Wirtschaft die verheerende Sanktionspolitik hingenommen hat.

Diese Sanktionen haben sich zum Bumerang entwickelt. Durch die Kappung der Energiebeziehungen zu Russland ist die deutsche Wirtschaft in eine Rezessionsschleife geraten.

Die Wettbewerbsfähigkeit bröckelt, die De-Industrialisierung ist in vollem Gange, Unternehmen schließen oder verlagern ihre Fertigung, der Arbeitsplatzabbau läuft. Dieser De-Industrialisierungsprozess hat inzwischen den Kipp-Punkt erreicht, an dem er unumkehrbar geworden ist. Als letzte Möglichkeit, die Rentabilität wieder herzustellen und neues Wachstum zu generieren, sind neue lukrative Investments in bisher noch nicht vollständig in den Finanzkreislauf einbezogenen Ländern wie der Ukraine – oder massive Aufrüstung.

Gleichzeitig hat Washington, durch die Weigerung von Bundeskanzler Gerhard Schröder, dem französischen Präsidenten Jacques Chirac und dem russischen Präsidenten Putin, den USA in den völkerrechtwidrigen Krieg gegen den Irak 2003 zu folgen, alarmiert, den Einfluss auf die akademischen Eliten verstärkt.

Transatlantisch korrumpierte Eliten agieren als Erfüllungsgehilfen des Hegemon und sorgen dafür, dass der einstige Export-Weltmeister seine ökonomische Selbstständigkeit und seine Energie-Infrastruktur opfert, sich Kriegstüchtigkeit auf die Fahnen schreibt und neue weitreichende US-Raketen stationiert, welche Deutschland zur Zielscheibe russischer Hyperschall- und Atomraketen machen. Man geht nicht zu weit, wenn man darin nicht nur "Apokalypse-Blindheit"[69], sondern eine Art Nekrophilie, eine Todessehnsucht degenerierter Eliten erkennt. Eine Nation, auferstanden aus Ruinen, marschiert willentlich und wissentlich in einen Konflikt mit einer Atommacht.

Doch der Wahnsinn hat Methode, wie Nel Bonilla in ihrer hervorragenden Analyse dargelegt hat.[70] Die US-Hegemonie ist in Deutschland heute institutionalisiert. Den Vereinigten Staaten ist es gelungen, eine "kulturelle Hegemonie" unter den akademischen Eliten Europas aufzubauen, eine Art geistiges Kidnapping. Das Verhalten der wirtschaftlichen, politischen und akademischen Eliten ist nicht irrational; sie sind lediglich loyal gegenüber ihren US-Shareholdern und vertrauen bedingungslos ihren transatlantischen Autoritäten.

In den vergangenen mehr als 20 Jahren haben die USA ihre Softpower über Wissens-Netzwerke intensiviert. Der beständige Fluss von Personen, Ideen und Geld wird institutionalisiert über Organisationen wie The Fulbright Program, German Marshall Fund, Atlantik-Brücke, European Council, die Münchner Sicherheitskonferenz, die Bilderberg-Treffen. In diesen Institutionen werden Nachwuchskräfte sozialisiert, ihr Denken geprägt, Karrieren organisiert, finanzielle Förderung gewährt, Netzwerke aufgebaut – sie wirken wie transatlantische Konformitäts-Maschinen. Das Imperium assimiliert seine Statthalter.

Als transatlantische Integrations-Motoren fungieren Stiftungen und Denkfabriken wie The Ford and Rockefeller Foundations, die RAND Corporation, Brookings, Carnegie Endowment, The Center for American Progress. Westliche "Think-Tank-Pipelines" formatieren, prägen und binden die europäischen und besonders die deutschen Eliten. Das Ergebnis ist: Die außenpolitischen Ziele der USA werden nicht aufgezwungen, sondern sie kommen gleichsam von innen. Dafür sorgen die Deutsche Gesellschaft für Auswärtige Politik, die ab 1955 den Council on Foreign Relations kopierte, die Stiftung Wissenschaft und Politik, der German Marshall Fund, das Atlantic Institute, die Atlantik-Brücke oder der Atlantic Council on Germany, das American Enterprise Institute oder die Heritage Foundation. Diese Denkfabriken produzieren einen beständigen Drehtür-Effekt, mit dem die akademischen Eliten zirkulieren zwischen Unis, Politik, Parteien, Stiftungen, transnationalen Organisationen wie der NATO oder der EU-Kommission.

Es geht um Nachwuchsförderung, um die Herstellung eines transatlantischen Konsenses und die Hebelwirkung von Personen an Schaltstellen. Gleichzeitig gelingt es auf diese Weise, die Hegemonie des Großen Bruders in die Psychologie der handelnden Personen zu übersetzen – in den verschiedenen ideologischen und politischen Apparaten der Gesellschaft. Beispiele gefällig? Friedrich Merz: Atlantikbrücke und Ex-Chef von Blackrock Deutschland; Sigmar Gabriel: Atlantikbrücke; Josef Joffe, Kai Diekmann, Stefan Kornelius, Klaus Kleber: Atlantikbrücke; Lars Klingbeil: Atlantikbrücke. Insgesamt wirken diese transatlantischen Netzwerke wie Konsens-Fabriken im Sinne der US-Hegemonie. Das Ergebnis ist eine geistige Filterblase, in welcher der geistige Horizont der Bewohner limitiert ist, die emotionalen Reflexe konditioniert sind, die Vorstellungskraft verkümmert, und in dem die Verhaltenslenkung nicht als Zwang empfunden wird. All dies vervollständigt den Realitätsverlust deutscher Eliten.

Diese Gleichschaltung auf mehreren Ebenen erklärt, warum die politischen Eliten in Deutschland und Europa sofort nach dem russischen Einmarsch am 24. Februar 2022 auf NATO-Linie waren und entgegen ihren eigenen Lippenbekenntnissen zu den Grundrechten die Kontakte zu Russen auf wirtschaftlicher, kultureller und persönlicher Ebene abbrachen, und dadurch zurückgefallen sind in eine neue Form der Barbarei: Menschen, die mit dem Krieg nichts zu tun hatten, wurden zu Parias gemacht, nicht für das, was sie getan hatten, sondern für das, was sie sind: Russen. Das bezeichnet man als Russophobie und Rassismus. Es ist derselbe Rassismus, der mit dem Hitler-Faschismus einherging.

3. Quo vadis?

Henryk Sienkiewicz schickt in seiner Erzählung, für die ihm der Literatur-Nobelpreis verliehen wurde, den Apostel Petrus nach Rom: „In der Einfalt seines Herzens wunderte sich Petrus, dass Gott dem Satan so unbegreifliche Gewalt gegeben habe, die Erde zu bedrücken, zu verkehren, zu zertreten, ihr Blut und Tränen auszupressen, sie fortzureißen wie ein Wirbelwind, auf ihr zu toben wie ein Orkan. Sein Herz ängstigte sich bei diesem Gedanken, und er sprach im Geiste zu seinem Meister: O, Herr, wo soll ich anfangen in dieser Stadt, in die du mich gesandt hast? Ihr gehören Meere und Länder, die Tiere des Feldes und alle Wesen des Wassers, sie besitzt Königreiche und Städte und dreißig Legionen, die sie bewachen; ich aber, o Herr, bin nur ein Fischer auf einem kleinen See!“

Aber wohin gehen wir dann? Mit Blick auf Deutschland – worauf können wir hoffen? Das ist bei Immanuel Kant immerhin eine der drei Kernfragen der Philosophie.[71] Worauf soll man noch hoffen in einem Land, das als treibende Kraft der Eurokraten in Brüssel mit aller Macht versucht hat, den Gipfel von Trump und Putin am 15. August 2025 in Anchorage zu hintertreiben? Der Traum von einem Siegfrieden der Ukraine ist lächerlich und zeigt nur den Triumpf des Wahns über die Realität. Aber der Gipfel brachte die geostrategischen Rivalitäten zum Vorschein: Die Annäherung der beiden Atommächte entspricht knallhartem ökonomischem Kalkül.

Der gesamte US-Verteidigungs- und Sicherheitsapparat ist orientiert an der Wolfowitz-Doktrin. Danach ist das Hauptziel von Amerikas Außenpolitik, den Aufstieg eines Rivalen zu verhindern, der die Hegemonialstellung der USA bedrohen könnte. Genau darauf gründet ja der Krieg in der Ukraine. Washington hat den Putsch auf dem Maidan 2014 orchestriert, eine russophobe Regierung installiert, den Angriff dieser Regierung auf die Bevölkerung im Donbass unterstützt, die Ukraine hochgerüstet und Moskaus Vorschläge zu einem Abkommen über gegenseitige Sicherheit ab Dezember 2021 abgelehnt. Dadurch kam Putin unter massiven Druck, den Völkermord in den Donbass-Republiken durch eine von der NATO trainierte ukrainische Armee zu beenden. Dort sagt die Bevölkerung: "Putin hat uns im Stich gelassen. Er hätte 2014 schon einmarschieren müssen!"[72] Bis heute hat Washington das Ziel nicht aufgegeben, Russland zu destabilisieren.

Der gesamte militärisch-industrielle Komplex der NATO braucht einen Feind. Das ist der Grund für die Regime-Change-Kriege, die wir seit 1999 erlebt haben. Nun wird der Ukraine-Krieg an die Vasallen abgegeben. Die Waffen können die Europäer in USA kaufen. Da steht Berlin in der ersten Reihe. Friedrich Merz ist Aufsichtsratsvorsitzender von Blackrock Deutschland gewesen, seine Altersversorgung hängt an diesem Konzern, er vertritt die Interessen von Blackrock und damit seine eigenen. Der Kanzler führt sich auf wie ein Filialleiter der US-Finanzindustrie – aus der richtigen Erkenntnis heraus, dass die Refinanzierung des deutschen Staates in die Hände der US-Finanzinvestoren gefallen ist. Rosa Luxemburg hat geschrieben: "Die Dividenden steigen, die Proletarier fallen."[73]

Wenn Trump wirklich Frieden wollte, dann bräuchten die USA keine Waffen an die Europäer zu verkaufen, ihre neuen Mittelstreckenraketen nicht in Deutschland zu stationieren, ihre Vasallen müssten die Provokationen in der Ostsee unterlassen und dann dürften die USA nicht versuchen, die Aufsicht über den Sangesur-Korridor im Südkaukasus als Hebel gegen Russland, China und Iran zu nutzen und so Russland einzukreisen. Der taumelnde Hegemon eröffnet immer neue Stellvertreterkriege gegen Russland und China.[74] Während Russland die Ukraine ausbluten lässt, haben die USA ihre Einkreisungsstrategie an anderer Stelle fortgesetzt: Schweden und Finnland wurden von ihren politischen Funktionseliten in die NATO bugsiert; die baltischen Staaten setzen ihre Provokationen gegen Tanker fort, die russisches Öl geladen haben; Moldawien, Serbien und Georgien sollen in die westliche Einflusszone gezogen werden; in Syrien musste Moskau eine empfindliche Niederlager hinnehmen; der Angriff Israels auf den Iran kam für den Kreml zur Unzeit.[75]

Man kann von einem geostrategischen Patt sprechen. Ein solches Patt hat in Anchorage den Weg zu einem Interessenausgleich eröffnet: Das Treffen erkennt den russischen Sieg an. Moskau ist zurück als Supermacht auf der politischen Bühne. Trump lehnt nun einen Waffenstillstand ab, statt einer Feuerpause strebt er ein umfassendes Friedensabkommen an.[76] Danach könnten die beiden Oblaste Lugansk und Donezk vollständig Russland zugesprochen, die Frontlinien in Zaporischschja und Cherson möglicherweise eingefroren werden – oder die russischen Truppen rücken weiter vor.[77] Die Ukraine wird nicht in die NATO aufgenommen, die Sanktionen teilweise aufgehoben. Damit ist das Konzept der unipolaren Welt beendet. Die Ukraine wird geteilt, aber Trump hat sie vor dem Kollaps gerettet. Dies ist für Millionen Menschen im Kriegsgebiet eine gute Nachricht: Sie müssen nicht weiter für NATO-Interessen sterben. Der Gipfel in Anchorage hat auch die Gefahr einer nuklearen Auseinandersetzung verringert.

Die Europäer, insbesondere Deutschland, sind komplett gescheitert. Ihnen droht der vollständige Bedeutungsverlust. Sie haben zu parieren. Der transatlantische Riss, wie Nel Bonilla richtig analysiert hat, ist ein Mythos.[78] Der deutsche Trittbrettfahrer-Imperialismus funktioniert nach dem Franchise-System. Solange in dieser Art Strukturvertrieb die US-Unternehmen mitverdienen und ein großer Teil der Rendite nach USA abfließt, können die europäischen Investoren machen, was sie wollen. Droht eine Verselbständigung der Kolonien aus Sicht ihres Vormunds, oder fallen die geleisteten Tribute, wird eingegriffen – mit Zöllen, Sanktionen, politischem Druck, Regime Change, Bestechung, Erpressung, Entsorgung unliebsamer Politiker, Militär-Interventionen oder einem Anschlag auf die kritische Infrastruktur eines Vasallen.

Die Unterstützung der Ukraine hat die öffentliche Verschuldung in solche Höhen getrieben, dass der deutsche Staat zum Spielball genau jener Finanzinvestoren geworden ist, die am Krieg verdienen. Aus der transatlantischen Energiefalle gibt es kein Entrinnen mehr. Die Ukraine-Politik der EU endete in einer politischen, ökonomischen und moralischen Katastrophe. Nun steht die Glaubwürdigkeit der gesamten politischen Klasse auf dem Spiel. Gesteht sie ihr Scheitern öffentlich ein, bleibt nur der Rücktritt. Die Frage nach der strafrechtlichen Verantwortung läge auf der Hand. Die letzte Option ist die Fortsetzung des Krieges; aber genau das können die Europäer nicht ohne die USA.[79] Jetzt warten sie ab, welche Fraktion im US-Machtapparat die Oberhand gewinnt: Trumps pragmatischer Kurs oder die neokonservativen Russlandfresser.

Dem Krieg liegen ökonomische Zwänge zugrunde. Ihren Ursprung haben sie, wie Robert Brenner herausgearbeitet hat, im Fallen der Profitrate in den entwickelten Industrieländern.[80] Sie beschreibt das Verhältnis von eingesetztem Kapital zu den Gewinnen und ist auch für Deutschland nachgewiesen.[81] Insbesondere nach der Finanzkrise 2008 brach die Profitrate stark ein. Ursache ist die chronische Wachstumsschwäche, die wiederum auf die Überakkumulation zurückgeht. Überakkumulation heißt, dass die Kapitalbesitzer keine Anlagemöglichkeiten in der Realwirtschaft finden, um die erwünschten Renditen zu erzielen.[82] Sie wichen aus auf die Finanzmärkte – bis zum Kollaps.[83] Das neue Wertschöpfungsmodell ist der Digitale Kapitalismus – und sein Geburtshelfer ist der Krieg. Denn er stellt sicher, dass massive staatliche Förderung in die Unternehmen fließt. Der Staat wird zum "initialen Risikokapitalgeber".[84] In einem Krieg kann neues Wachstum generiert, die Produktion modernisiert, können neue Märkte erobert, preisgünstige Rohstoffe gesichert und der Arbeitslohn gedrückt werden. All das versprach die Ukraine – auch für die lahmende deutsche Wirtschaft. Aber der Krieg endete mit der Niederlage des Westens.

Dies zeigt: Krieg ist kein Ausdruck moralischer Pflicht, wie dies die Propaganda vom „unprovozierten Angriffskrieg“ vorgaukelt, sondern ein Geschäftsmodell. Der Blutrausch der Propaganda hat zum Ziel, einer EU, in der die Zentrifugalkräfte anwachsen und die Interessen der Mitgliedsstaaten auseinanderstreben, eine sinnstiftende Kohäsionskraft zurückzugeben: Als Friedensprojekt gescheitert, soll sie nun als Kriegsmaschine des pangermanischen Drangs nach Osten ein Zombie-Dasein führen. Aber die Europäer können ohne die USA Russland nicht die Stirn bieten.

Im Vor-Krieg steigen für Stahlkonzerne, Waffenproduzenten und Rüstungsinvestoren die Profite exponentiell und für das herrschende Parteienkartell ist der Krieg die letzte Rettung. Friedrich Schiller legt seiner Figur Marina in den Mund: „Der beste Landwirt ist der Krieg; er macht aus Eisen Gold.“ Schillers Marina liefert imperialen Russenhass gleich mit: „Was ihr in Polen jetzt verliert, wird sich in Moskau zehnfach wiederfinden.“[85] An dieser Illusion sind allerdings schon Generationen deutscher Politiker gescheitert, die den „Griff nach der Weltmacht“[86] gewagt haben.

 Es lohnt sich auf die Besonderheiten der derzeit laufenden massiven Aufrüstung in Deutschland zu blicken und dabei George Orwell zu Rate zu ziehen. In seinem dystopischen Roman "1984" beschreibt er, dass Kriege sich eben nicht nur gegen einen äußeren Feind richten, sondern, auch der Aufrechterhaltung eines Herrschaftssystems nach innen dienen, also dazu, den Gehorsam der eigenen Bevölkerung zu erzwingen und die Ausbeutungsrate der abhängig Beschäftigten und des Mittelstandes zu erhöhen.[87]

Denn die Bundesregierung beabsichtigt, die stärkste konventionelle Armee Europas aufzubauen und die militärische Abhängigkeit von den USA zu verringern. Doch der israelisch-ungarische Sicherheitsexperte Robert C. Castel hegt begründete Zweifel, ob dieses Rüstungsprogramm tatsächlich zur Abwendung eines russischen Angriffs gedacht ist. Während Polen Panzer, Artillerie, HIMARS-Antipanzer-Raketen und Hubschrauber kauft, beschafft Deutschland lediglich 20 Eurofighter-Kampfjets und 1.400 Truppentransporter.[88] Die Grundlage moderner Kriegsführung bilden aber Drohnen, ballistische Raketen, Artillerie. Damit orientiert sich die deutsche Beschaffungspolitik gar nicht an den Lehren aus dem russisch-ukrainischen Krieg. Die Fahrzeuge eignen sich eher für militarisierte Polizeiaufgaben.[89] 

UTF-Lkw der Bundeswehr von der Firma Rheinmetall auf dem Übungsplatz Wettiner Heide, 11. Mai 2022

Eine mögliche Erklärung ist, dass sich die Bundesregierung nicht auf einen Krieg gegen einen äußeren Feind vorbereitet, sondern auf die Bekämpfung von Aufständen der Bürger im Innern. Robert Castel interpretiert sie „als Vorbereitung auf einen europäischen oder deutschen Bürgerkrieg“[90] – und damit als Vorbereitung darauf, die US-gesteuerte Kompradoren-Herrschaft einer transatlantischen Elite mit Waffengewalt gegen die eigene Bevölkerung aufrecht zu erhalten.

Dies ließe sich verfassungsgemäß organisieren durch die Ausrufung des Spannungsfalls mit Zweidrittel-Mehrheit des Bundestages nach Art 80a des Grundgesetzes. Ein solcher Schritt setzt eine schwere außenpolitische Konfliktsituation voraus, die gerade herbeigeredet wird. Im Spannungsfall werden Rechtsvorschriften anwendbar wie Dienst-Verpflichtungen, Notstandsvorschriften, Aufenthalts- und Reisebeschränkungen, Meldepflichten, Versammlungsverbote usw. Demokratische Rechte wären praktisch weitgehend aufgehoben.

Krieg und Zerstörung der Demokratie gehen in Deutschland Hand in Hand. Dies wird möglich, weil die Bevölkerung keine Gegenwehr zeigt. Offensichtlich sind Zivilcourage und demokratischer Kampfgeist völlig erlahmt – ein Land ohne Opposition. Ein Blick auf die Ursachen:

Der Übergang vom Neoliberalismus in den Digitalen Kapitalismus führt zu fundamentalen Veränderungen: Im Neoliberalismus handeln die Unternehmen auf dem Markt. Der Markt ist quasi eine neutrale Instanz. Die Leitunternehmen des Digitalen Kapitalismus – Google, Amazon, Apple, Facebook – SIND der Markt. Sie kontrollieren, wer Zugang zum Markt hat, wer Informationen über die Marktdaten erhält, kontrollieren die Leistung und den Preis.[91] Dies macht es möglich, dass im Digitalen Kapitalismus die politischen Subjekte als Verbraucher subventioniert und gleichzeitig im Arbeitsprozess systematisch enteignet werden: Die Risiko-Kaskaden fließen von oben nach unten, während die Profitabschöpfung von unten nach oben verläuft. Sediert werden die Menschen als Konsumenten durch digitale Umsonst-Angebote. Das Ergebnis ist ein blockierter Konflikt, der nicht ausgetragen, sondern passiviert wird.[92]

Damit befindet sich die Digitalisierung in einem offensichtlichen Konflikt mit der Demokratie. Denn einerseits wirken die digitalen Leitunternehmen wie politische Sedativa. Andererseits greift der Überwachungsstaat auf diese Unternehmen zu und errichtet durch Kontrolle des Informationsraumes ein neues Herrschaftsformat. Durch dieses staatliche Wahrheitsregime und die Privilegierung politischer Konformität wirken proprietäre Märkte wie Konsensmaschinen, welche resistente Handlungsfähigkeit und demokratische Selbstverfügungsfähigkeit der Subjekte unterläuft.[93]

Der subkutane Konsensdruck hat erhebliche psychische Veränderungen zur Folge. Die Auseinandersetzung mit den inneren Repräsentanten gelingt nicht mehr. Der ödipale Konflikt wird nicht mehr durchgefochten, Autoritäten wird unbedingt vertraut. Aus den Digital Natives erwächst so eine neue Form des autoritären Charakters. Dies aber ist eine im Kern antidemokratische Haltung, da Demokratie im Wesentlichen darauf beruht, politischer Macht zu misstrauen und sie deshalb einzuhegen.[94]

Zum zweiten erleben wir einen Prozess der Ent-Alphabetisierung, den Rückfall in einen neuen Analphabetismus. Das Verständnis komplexer Texte geht verloren auf dem Weg in ein "Zeitalter der Idiotie".[95] Der Verlust der Schriftkultur führt wiederum in eine Krise der Tradierung: Dies öffnet der Um-Codierung von Geschichte, einem Re-Framing im Dienst der herrschenden Propaganda, und der Implementierung von Geschichtslügen Tür und Tor. Gerade in Deutschland ist ein Umdeuten der Geschichte angesichts der Singularität der nationalsozialistischen Verbrechen nicht nur an Juden, sondern auch an Sowjetbürgern, fatal, ermöglicht sie doch eine psychologische Schuld-Umkehr und damit eine Aggressionsverschiebung auf Russland als Feind.[96]

Der Angriff auf die Schrift ist immer auch ein Angriff auf den Universalitätsanspruch der Aufklärung. Wenn die Schrift als Vermittlungs-Werkzeug ihre Bedeutung verliert, gehen historische Erfahrungen verloren – was dazu verurteilt, sie zu wiederholen. Wird das Wort tendenziell obsolet, geht auch die analytische Kraft schriftlicher Zeichen verloren. Dominierende Wahrheitsmatrize werden visuelle Medien, die viel stärker den Verstand unterlaufen und direkt Emotionen ansprechen kann.[97] Dies wiederum ist ein Einfallstor für die "kognitive Kriegsführung" der NATO, die darauf abzielt, Emotionen vor den Verstand zu schieben, damit die Denkfähigkeit einzuschränken und durch Förderung von russophoben und rassistischen Ressentiments "das Ferment einer neuen Vorkriegszeit"[98] zu liefern. Im Versuch, Kriegstüchtigkeit herzustellen, die Öffentlichkeit zu betäuben und gleichzeitig in einen Blutrausch zu versetzen, erweisen sich insbesondere die deutschen Medien als intelligible NATO-Nutten.[99]

Kognitive Kriegsführung, Subkutane Angst-Produktion, Umcodierung der Geschichte, Problem-Surrogate wie Diversity, Ent-Alphabetisierung und die digitale Konflikt-Blockade potenzieren sich zu einer abgeriegelten Öffentlichkeit, in der dissidente Positionen sofort als Verschwörungstheorie denunziert werden – ein Land "auf Autopilot" und ohne Opposition.[100]

Der Trump-Putin-Gipfel am 15. August 2025 in Anchorage hat dem geostrategischen Konkurrenzkampf aber eine neue Richtung gegeben. Die USA versuchen, Russland stärker an sich zu ziehen und aus der engen Kooperation mit China herauszulösen. Der US-Präsident hat Deutschland damit in eine Zwickmühle manövriert: den Kurswechsel nachzuvollziehen oder den Ukraine-Krieg alleine weiterzuführen. Klar ist: Ohne die preisgünstige Energie steuert Deutschland in den wirtschaftlichen Niedergang.[101] Berlin steht nun vor den Trümmern seiner fehlgeleiteten Ukraine-Politik. Die selbsternannten Qualitätsmedien sitzen wie Bettnässer in der Pfütze ihrer rassistischen und bellizistischen Lügen. Der Legitimationsverlust beider ist fundamental: Die Menschen werden sich zunehmend vom herrschenden politisch-medialen Machtkartell abwenden. Ein Kurswechsel müsste auch einen Austritt aus EU und NATO in Erwägung ziehen. Aber das setzt voraus, dass die herrschenden Funktioneliten zunächst abgelöst werden. Deshalb ist die Regierungsbeteiligung einer transatlantisch gewendeten AfD viel wahrscheinlicher.

Eine Abkehr vom Kriegskurs der deutschen Funktionseliten kann nur durch Fundamentalopposition erzwungen werden.[102] Hier muss man sehen, ob die kommenden massiven Sozialkürzungen die Menschen dazu bewegen, ihren Protest auf die Straße zu tragen. Voraussetzung dafür ist, Inseln kultureller Hegemonie zu schaffen, von denen jene Kräfte, die am Friedensgebot des Grundgesetzes orientiert sind, den durch die Propaganda der Kriegstreiber kolonisierten öffentlichen Raum zurückerobern. Dies kann nur dann erfolgversprechend sein, wenn jene, die das System tragen, also die abhängig Beschäftigten, der Mittelstand und die Studenten, Handlungsfähigkeit und demokratischen Kampfgeist jenseits korrumpierter Organisationen wie Kirchen und Gewerkschaften entwickeln. Dies sieht das deutsche Grundgesetz durchaus vor. In Artikel 20 Absatz 4 heißt es:

"Gegen jeden, der es unternimmt, diese Ordnung zu beseitigen, haben alle Deutschen das Recht zum Widerstand, wenn andere Abhilfe nicht möglich ist."

Résumé

Noch einmal Henryk Sienkiewicz. Wir schreiben den Juli 64 n. Chr. Petrus lässt er bei Einbruch der Dämmerung mit der Christin Lygia vor der Kulisse Roms stehen, in all seiner Verzweiflung vor dieser Stadt: „Wie soll ich ihre Bosheit besiegen?"

„‘Die ganze Stadt scheint in Brand zu stehen‘, unterbrach ihn Lygia in diesen Betrachtungen. Die Sonne neigte sich eben in wunderbarer Pracht zum Untergange… und in dem Maße, als die Sonne sank, wurde der Schimmer röter und röter. ‚Die ganze Stadt scheint in Brand zu stehen!‘ wiederholte Lygia. Petrus hielt die Hand vor die Augen und sagte: ‚Der Zorn Gottes ruht auf ihr!‘“[103]

So wird es der westlichen Hegemonialmacht und ihren Vasallen auch gehen. Sie glauben doch nicht im Ernst, dass uns die Menschen im globalen Süden den Völkermord in Gaza, den Völkermord im Donbass, den herbeiprovozierten Krieg in der Ukraine, die mehr als 20.000 Sanktionen gegen Russland jemals verzeihen werden. Nichts wird vergessen sein. Deutschland sitzt wieder besudelt unter den Völkern – besudelt mit dem Blut derer, die in unseren imperialistischen Kriegen in den Straßen liegen. Wer sich an stürzende Imperien klammert, wird mit in die Tiefe gerissen.



[1] Sienkiewicz, Henryk: Quo Vadis. München 1954.

[2] „Die erste Reaktion der römischen Kaiser auf die Ankunft einer großen Zahl ungebetener Außenstehender, von denen viele bewaffnet und gut organisiert waren, war – wenig überraschend – Feindseligkeit und Misstrauen. Wie im Fall von Valens und den Goten im Jahr 376 führte dies in der Regel zu militärischen Auseinandersetzungen ...“

Rapley, John u. Peter Heather: Why Empires Fall: Rome, America and the Future of the West. London 2023, S. 90

[3] Subrius Flavus: „Odisse coepi, postquam parricida matris et uxoris, auriga et histrio et incendiarius extitisti.“ („Mit dem Hassen habe ich begonnen, nachdem du zum Mörder deiner Mutter und deiner Frau, zum Wagenlenker, Schauspieler und Brandstifter geworden bist.“) Tacitus, Publius Cornelius: Annales 15, 67. Auch: 15, 44: „Doch nicht durch menschliche Hilfe, nicht durch kaiserliche Schenkungen, noch durch Sühnungen der Götter ließ sich das schmähliche Gerücht bannen, dass man glaubte, die Feuersbrunst sei befohlen worden.“

[4] "Das Alte stirbt und das Neue kann nicht zur Welt kommen: Es ist die Zeit der Monster." Dieses Zitat wird Antonio Gramsci zugeschrieben. Allerdings heißt es in Bd. 3 der Gefängnishefte: "Die Krise besteht gerade darin, dass das Alte stirbt und das Neue nicht zur Welt kommen kann: in diesem Interregnum kommt es zu den unterschiedlichsten Krankheitserscheinungen." Gramsci, Antonio: Gefängnishefte, Bd. 3, Hamburg 1991, S. 354, zit. n. Becker, Lia u.a. (Hg.): Gramsci lesen. Einstiege in die Gefängnishefte. Hamburg 2013, S. 305

[5] Pohlmann, Dirk: Wikileaks und Wikipedia. Free 21, 02.02.2021, https://free21.org/wikileaks-und-wikipedia/

Buyinski, Helen: Wikipedia: Ein Sumpf aus üblen Machenschaften. Teil 1-3. Free 21,

19.04.2020, https://free21.org/wikipedia-ein-sumpf-aus-ueblen-machenschaften-teil-1/

16.06.2020, https://free21.org/ein-sumpf-aus-ueblen-machenschaften-teil-2/

15.08.2020, https://free21.org/wikipedia-ein-sumpf-aus-ueblen-machenschaften-teil-3/

[6] Eugyppius: German police conduct coordinated nationwide raids for the pseudo-crime of „hate posting“ in their ongoing battle against freedom of expression. Substack, 25.06.2025, https://www.eugyppius.com/p/german-police-conduct-coordinated

[7] „Selig, die Frieden stiften; / denn sie werden Söhne Gottes genannt werden… Schließe ohne Zögern Frieden mit deinem Gegner, solange du mit ihm noch auf dem Weg zum Gericht bist. Sonst wird dich dein Gegner vor den Richter bringen und der Richter wird dich dem Gerichtsdiener übergeben und du wirst ins Gefängnis geworfen“ https://www.hanglberger-manfred.de/bergpredigt-text-mt-kap-5-7.htm

[8] In der Präambel des Grundgesetzes heißt es, dass das „Deutsche Volk“, „von dem Willen beseelt, als gleichberechtigtes Glied in einem vereinten Europa dem Frieden der Welt zu dienen“, sich kraft seiner verfassungsgebenden Gewalt dieses Grundgesetz gegeben hat. Ferner wird in Art. 1 Abs. 2 GG deklamiert, dass sich das deutsche Volk „zu unverletzlichen und unveräußerlichen Menschenrechten als Grundlage jeder menschlichen Gemeinschaft, des Friedens und der Gerechtigkeit in der Welt“ bekennt. Art. 26 GG enthält vier Sub-Regelungen: a) das Verbot, die „Führung eines Angriffskrieges vorzubereiten“ (Satz 1), b) das Verbot aller „Handlungen, die geeignet sind und in der Absicht vorgenommen werden, das friedliche Zusammenleben der Völker zu stören“ (Satz 1 GG), c) der Auftrag an den Gesetzgeber zur Pönalisierung aller Verstöße gegen dieses verfassungsrechtliche Verdikt „Art. 26 Abs. 1 Satz 2 GG) sowie d) die Genehmigungspflichtigkeit von „zur Kriegsführung bestimmter Waffen“ (Art. 26 Abs. 2 GG). Diese Vorgaben binden sowohl alle deutsche Staatsgewalt im In- und Ausland als auch alle in- und ausländischen natürlichen und juristischen Personen, die sich im Bundesgebiet aufhalten. Dies gilt auch für die ausländischen Streitkräfte, die im Bundesgebiet stationiert sind und damit – auch nach dem NATO-Recht – hier das inländische Recht zu beachten haben. Damit gilt auch für sie, dass auf deutschem Territorium weder ein Angriffskrieg vorbereitet oder begonnen noch von hier aus unterstützt werden darf. Ebenso wenig darf hier eine „Friedensstörung“ im Sinne des Art. 26 GG stattfinden oder von hier aus von ihnen Unterstützung erfahren.

[9] Andrick, Michael: Politische Verfolgung in Deutschland? Wer den herrschenden "Narrativen" widerspricht, der kann in Deutschland übeln Ärger bekommen. Haben wir es mit Zufällen oder politischer Verfolgung zu tun? Berliner Zeitung, 01.02.2025, https://www.berliner-zeitung.de/politik-gesellschaft/corona-kritiker-politische-verfolgung-in-deutschland-li.2292048

[10] Meyen, Michael: Cancel Culture. Wie Propaganda und Zensur Demokratie und Gesellschaft zerstören. Berlin2024, S. 9f.

[11] MacMahon, Collin: Der Zensur-Komplex. Wie Regierungen, Geheimdienste und NGO’s ihre Bürger überwachen und politisch unerwünschte Meinungen bekämpfen. Rottenburg 2025, S. 11-17

[12] Tacitus spricht vom „furor principum“. Der Historiker Ludwig Quidde nennt folgende wesentliche Elemente: Glaube an die eigene Göttlichkeit; Verschwendungssucht; theatralischer Schein; Heißhunger nach militärischen Triumphen; Neigung zum Verfolgungswahn. Quidde, Ludwig: Caligula. Eine Studie über römischen Cäsarenwahnsinn. Leipzig 1894, S. 7, https://digi.bib.uni-mannheim.de/fileadmin/digi/452081106/452081106.pdf

[13] "Auch für die Aggression, den Narzissmus und die Ambivalenz gilt, dass die auferlegten Einschränkungen, die zur Verfügung gestellten Mittel, um diese Strebungen zu befriedigen, je nach sozialem Ort verschieden sind... Entsprechend ist jeweils auch die Struktur der Verbindung zwischen Narzissmus und Aggression eine andere. Meine These lautet, dass Herrschaft der sozialen Ort ist, von welchem aus die Konstellation der drei Elemente ihre destruktivsten Wirkungen zeitigt. Dem Narzissmus sind dort kaum gesellschaftliche Grenzen gesetzt, die Ambivalenz ist durch den Zerfall menschlicher Beziehungen unkontrollierbar geworden, und beide können so die Aggression auf die Spitze treiben... Sie macht die großen Mengen an Aggression verständlich, die die herrschende Klasse gegen den Rest der Gesellschaft auslebt, und zwar bis zu dem Grade, dass die Grundlagen der jeweiligen Kultur vernichtet werden."Erdheim, Mario: Die gesellschaftliche Produktion von Unbewußtheit. Frankfurt a. M. 1992(4), S. 390

[14] https://www.n-tv.de/politik/Merz-Israel-macht-fuer-uns-im-Iran-die-Drecksarbeit-article25840522.html

[15] Erich Fromm definiert Nekrophilie als "das leidenschaftliche Angezogenwerden von allem, was tot, vermodert, verwest und krank ist; sie ist die Leidenschaft, das, was lebendig ist, in etwas Unlebendiges umzuwandeln; zu zerstören um der Zerstörung willen; das ausschließliche Interesse an allem, was rein mechanisch ist. Es ist die Leidenschaft, lebendige Zusammenhänge zu zerstückeln... Man braucht kaum zu betonen, dass schwer nekrophile Personen sehr gefährlich sind. Es sind die Hasser, die Rassisten, die Befürworter von Krieg, Blutvergießen und Destruktion." Fromm, Erich: Anatomie der menschlichen Destruktivität. Hamburg 2015 (25), S. 373, 414

[16] Entous, Adam: The Partnership: The Secret History of the War in Ukraine. This is the untold story of America’s hidden role in Ukrainian military operations against Russia’s invading armies. New York Times, 29.03.2025, https://www.nytimes.com/interactive/2025/03/29/world/europe/us-ukraine-military-war-wiesbaden.html

[17] Warweg, Florian: Unterstützte ein Luftbetankungs-Airbus der Luftwaffe den israelischen Angriff gegen den Iran? Nachdenkseiten v. 17.06.2025, https://www.nachdenkseiten.de/?p=134602

[18] Jann, Timo: TKMS: „Meilensteine“ im U-Boot-Bau. THB Info13.11.2024, https://www.thb.info/login.html?redirect_url=https%3A%2F%2Fwww.thb.info%2Frubriken%2Fschiffbau%2Fdetail%2Fnews%2Ftkms-meilensteine-im-u-boot-bau.html

[19] Sienkiewicz, Henryk: Quo Vadis. München 1954, S. 367

[20] Lawrence, Patrick: Journalisten und ihre Schatten. Zwischen Medienkonzernen und unabhängiger Berichterstattung. Wien 2025, S. 194

[21] Clausewitz, Carl von: Vom Kriege, Berlin 1827, S. 592, 107 (E-Book)

[22] „Auf die globale Finanzkrise von 2008 folgten rasch eine große Rezession und dann eine große Stagnation. Nur ein Jahrzehnt nach seinem Höchststand im Jahr 1999 war der Anteil des Westens an der weltweiten Wirtschaftsleistung um ein Viertel geschrumpft: Von 80 Prozent des globalen Bruttosozialprodukts waren nur noch 60 Prozent übrig geblieben. Und obwohl die schlimmsten unmittelbaren Auswirkungen der Krise schnell eingedämmt werden konnten, da sowohl Regierungen als auch Zentralbanken ihre Volkswirtschaften mit Geld überschütteten, ist es den westlichen Ländern seitdem nicht gelungen, die Wachstumsraten von früher wiederherzustellen, während die Wachstumsraten in wichtigen Teilen der Entwicklungsländer hoch blieben. Infolgedessen sinkt der Anteil des Westens am globalen Bruttosozialprodukt weiter. Und nicht nur in wirtschaftlicher Hinsicht hat der Westen rapide an Boden verloren. Die einst glänzende „Marke” West hat ihre Aura verloren und vermittelt Außenstehenden heute oft das Bild einer tief gespaltenen, unentschlossenen Demokratie, die zunehmend nur noch wenigen Vorteile zu bringen scheint und autoritären Führungsmodellen und Einparteienmodellen in Wirtschaft und Politik ihre verlorene Glaubwürdigkeit zurückgibt. Für einige westliche Kommentatoren bietet Gibbons Diagnose zum Untergang Roms eine offensichtliche Lösung. Der Westen verliert seine Identität in einer Flut ausländischer, insbesondere muslimischer Migration; er muss seine Verteidigung stärken und seine kulturellen Grundwerte bekräftigen, sonst ist er dazu verdammt, denselben Weg zum imperialen Armageddon zu beschreiten. Die römische Geschichte, wie sie im 21. Jahrhundert verstanden wird, bietet jedoch einige überraschend andere Lehren für den modernen Westen. Rapley, John u. Peter Heather: Why Empires Fall: Rome, America and the Future of the West. London 2023, S.26

[23] Altwegg, Jürg: „Russland hat den Krieg gewonnen.“ Die Weltwoche, 21.05.2025, https://weltwoche.ch/story/russland-hat-den-krieg-gewonnen/

Altwegg, Jürg: „In diesem Krieg geht es um Deutschland.“ Der französische Historiker Emmanuel Todd sagte den Zusammenbruch der Sowjetunion voraus. Heute sieht er die USA im Niedergang. Die Weltwoche, 07.01.2023, https://weltwoche.ch/story/in-diesem-krieg-geht-es-um-deutschland/

[24] Rügemer, Werner: BlackRock im Kanzleramt? Nachdenkseiten, 13.02.2025, https://www.nachdenkseiten.de/?p=128643

Rügemer, Werner: Black-Rock Germany. Berlin 2025

[25] „Lars Klingbeil (Vizekanzler und Finanzminister) – lernt durch Krisen und Sozialisation: – Praktikum am 11. September (2001, Manhattan): Die Friedrich-Ebert-Stiftung (FES), die politische Stiftung der SPD, vermittelte den 23-jährigen Politikstudenten während der Anschläge vom 11. September an eine NGO mit Sitz in Manhattan. Diese prägende Erfahrung wurde zum emotionalen Grundstein seiner atlantischen Weltanschauung. Mit seinen eigenen Worten: „Danach habe ich mich sehr intensiv mit Außen- und Sicherheitspolitik beschäftigt. Später kehrte ich in die USA nach Washington zurück und schrieb dort meine Masterarbeit über die US-Verteidigungspolitik. Meine Beziehung zur Bundeswehr und zu militärischen Operationen hat sich durch diese schrecklichen Anschläge grundlegend verändert. Ohne den 11. September hätte ich vielleicht nie mein Interesse an Sicherheitspolitik entdeckt und wäre vielleicht nicht im Verteidigungsausschuss gelandet.“ – Austausch in Georgetown & Praktikum im Kongress, 2002–2003: Lars Klingbeil kehrte zurück und nahm 2002–2003 an einem US-Austauschprogramm an der Georgetown University in Washington teil, um amerikanische Verteidigungspolitik zu studieren. Dieser Aufenthalt in den USA vermittelte Klingbeil von Anfang an eine transatlantische Perspektive und war praktisch eine „sanfte“ Einführung in das strategische Denken der USA. Während seiner Zeit in Washington absolvierte er ein Praktikum im Büro der Kongressabgeordneten Jane Harman (damals Mitglied des Geheimdienstausschusses des Repräsentantenhauses und spätere Präsidentin des Woodrow Wilson Center, einem mit der CIA verbundenen Think Tank) im Kapitol. Harmans Ständiger Sonderausschuss für Geheimdienstfragen beaufsichtigte: die Massenüberwachungsprogramme der NSA und die Gesetzgebung zum „Globalen Krieg gegen den Terror“ nach dem 11. September. Bonilla, Nel: Elite Capture & European Self-Destruction: The Hidden Architecture of Transatlantic Hegemony. Substack, 28.06.2025, https://substack.com/home/post/p-164671977

[26] Fazi, Thomas: Trump's Ukraine endgame. An American retreat will be disguised as peace. Unherd, August 20. 2025, https://unherd.com/2025/08/trumps-ukraine-endgame/

[27] Macgregor, Douglas: The war in Ukraine and the decline of the West. De Nieuwe Wereld, 25.06.2024, https://www.youtube.com/watch?v=iJ0hMXRWxms

[28] Rand Corporation: Weakening Germany, strengthening the U.S. Executive Summary. January 25, 2022, confidential, https://disk.yandex.com/d/jxD85BQemPfz1A/P3.jpg

Andersson, Markus: Shocking document: How the US planned the war and energy crisis in Europe. NYA Dagbladet, 15.09.2023, https://nyadagbladet.se/utrikes/shocking-document-how-the-us-planned-the-war-and-energy-crisis-in-europe/

Röper, Thomas: Wie die USA die wirtschaftliche Vernichtung Deutschlands und der EU geplant haben. Anti-Spiegel, 19.09.2024, https://anti-spiegel.ru/2024/wie-die-usa-die-wirtschaftliche-vernichtung-deutschlands-und-der-eu-geplant-haben/

[29] Ploppa, Hermann: EU-Deal in Schottland: USA kriegen alles, die EU kriegt nichts. Apolut, 02.08.2025, https://apolut.net/eu-deal-in-schottland-usa-kriegen-alles-die-eu-kriegt-nichts-von-hermann-ploppa/

[30] „Die Verteidigungsausgaben der EU, die nicht durchsetzbaren Investitionsversprechen, Trumps theatralische Boeing-‚Bestellungen‘ und die Manöver und Angebote der Brüsseler Elite, trotz materieller Einschränkungen amerikanisches Flüssigerdgas zu kaufen – all dies zeugt von einer zunehmenden Diskrepanz zwischen politischem Spektakel und materieller Realität. Die ganze Reihe von Trump-Deals wirkt zunehmend hohl ... In vielen Fällen handelt es sich um Pyrrhussiege. Aus Sicht von von der Leyen ist die Logik klar: Sie spielte mit begrenzten Mitteln und bekam, was sie am meisten wollte, nämlich die Fortsetzung des amerikanischen Sicherheitsengagements in Europa. In ihrer Kalkulation waren Zugeständnisse in zweitrangigen Fragen wie hohen Zöllen auf EU-Exporte, Nullzöllen auf US-Waren, einem nicht einlösbaren Investitionsangebot, einem realitätsfernen LNG-Engagement und symbolischen 750 Milliarden Dollar an zukünftigen Militäraufträgen ein taktischer Preis, der es wert war, gezahlt zu werden, um die USA an die Verteidigungsarchitektur Europas zu binden. Aber diese Strategie, wenn es denn eine gab, basiert auf einem fragilen Fundament... Die Annahme, dass diese Versprechen sich in reale Einflussmöglichkeiten umwandeln lassen, ignoriert die strukturellen Grenzen der US-amerikanischen Verteidigungsindustrie. Die amerikanischen Auftragnehmer sind bereits ausgelastet, ihre Produktionspipelines sind für Jahre im Voraus ausgebucht, ihre Anreize hängen eher vom Wachstum des Auftragsbestands als von der tatsächlichen Lieferung ab. Schlimmer noch, von der Leyens politischer Schachzug hat die Fragilität des europäischen Konsenses offenbart. Die heftigen Reaktionen des französischen Premierministers und des Bundesverbandes der Deutschen Industrie unterstreichen, wie schwach das Mandat Brüssels tatsächlich ist. Von der Leyen mag zwar die Aufmerksamkeit der USA gewonnen haben, aber sie hat die Spaltungen innerhalb der EU vertieft, indem sie die wirtschaftlichen und strategischen Interessen wichtiger Mitgliedstaaten einer zentralisierten und höchst umstrittenen Vision untergeordnet hat. Das LNG-Angebot verstärkt nur noch die Unrealität. Brüssel weiß höchstwahrscheinlich, dass die USA die versprochenen Gasmengen nicht zu wettbewerbsfähigen Preisen liefern können. “

 Powell, Warwick: Imaginary Deals and the Temporal Moment. Pyrrhic Hollowness when Theatre Ignores Material Capacity. Substack, 29.07.2025, https://substack.com/home/post/p-169527607

[31] „Auf beiden Seiten des Atlantiks und anderswo spiegeln diese Geschäfte eine beunruhigende Realität wider: Wir verwechseln Ankündigungen mit Erfolgen, Rückstände mit Fähigkeiten und Erzählungen mit Sicherheit. Das eigentliche Ergebnis in diesem Zyklus sind keine Waffen, kein Gas und keine Flugzeuge. Nein, stattdessen sind es Schlagzeilen, finanzielle Hebelwirkung und politische Illusionen. Diese Illusionen mögen kurzfristig profitabel sein. Aber sie sind brüchig. Und wenn es an der Zeit ist, Ergebnisse zu liefern – nicht Versprechen, sondern Fähigkeiten –, könnten sie nicht halten.“ Powell, Warwick: Imaginary Deals and the Temporal Moment. Oyrrhic Hollowness when Theatre Ignores Material Capacity. Substack, 29.07.2025, https://substack.com/home/post/p-169527607

[32] Henn, Dagmar: Von der Leyen ruiniert Europa – für die Brüsseler Bürokratie. RT Deutsch, 29.07.2025, https://rtde.org/meinung/251894-von-leyen-ruiniert-europa-fuer/

[33] Mielke, André: Florence Gaub bei Markus Lanz: Vielleicht sind die Russen ja doch auch Europäer? Berliner Zeitung, 20.04.2022, https://www.berliner-zeitung.de/open-mind/florence-gaub-bei-markus-lanz-vielleicht-sind-russen-ja-doch-auch-europaeer-li.223137

[34] Gehrke, Christian: Außenministerin Annalena Baerbock: „Wir kämpfen einen Krieg gegen Russland.“ Berliner Zeitung, 26.01.2023, https://www.berliner-zeitung.de/news/ukraine-krieg-aussenministerin-annalena-baerbock-we-are-fighting-a-war-against-russia-li.31097

[35] „Das wird Russland ruinieren.“ EU will Putins und Lawrows Vermögen einfrieren. Manager Magazin, 25.02.2022, https://www.manager-magazin.de/politik/eu-will-vermoegen-von-putin-und-lawrow-einfrieren-a-e3e6dec6-b250-4732-8e21-bd77e61dca29

[36] Klöckner, Marcus: „Russland wird für immer ein Feind für uns bleiben“ – das Feindbild Russland wird noch fester in der deutschen Politik zementiert. Nachdenkseiten, 30.04.2025, https://www.nachdenkseiten.de/?p=132269

[37] "Die politischen Meinungen und Angriffe einer Gruppe von Publizisten und Intellektuellen würden für die politische Geistesverfassung einer Nation nicht viel bedeuten, blieben sie nur beschränkt auf kleine Zirkel Unzufriedener und intellektueller Besserwisser. Ein kurzer Blick in die politische Wirklichkeit zeigt jedoch sofort, dass das antidemokratische Denken keine Angelegenheit von Esoterikern war. Es diente zur Ideologisierung zahlreicher politischer Gruppen und auch Parteien, die ganz bewußt auf die Überwindung der liberalen Demokratie hinarbeitreten." Sontheimer, Kurt: Antidemokratisches Denken in der Weimarer Republik. München 1992(3), S. 17

[38] Bracher, Karl Dietrich: Die Deutsche Diktatur. Entstehung, Struktur, Folgen des Nationalsozialismus. Köln u. Berlin 1969, S. 274

[39] Lukács, Georg: Geschichte und Klassenbewusstsein. Darmstadt u. Neuwied 1975(4), S. 194

[40] "Neben der Verallgemeinerung von Schauplätzen der Konkurrenz und neben einer Auflösung von Solidarmilieus in den gegenwärtigen Marktgesellschaften haben die ökonomischen Dynamiken und Gesellschaftsmodelle des Infiormationskapitalismus damit spezifische Bedingungen oder Architekturen geschaffen, in denen mit dem strukturellen Populismus das Ressentiment zu einem integralen Bestandteil kapitalistischer Affektökonomie geworden ist. Es fungiert darin sowohl als Produkt wie als Produktivkraft und trägt gerade mit seinen politischen und sozialen Erosionskräften zur Stabilisierung des finanzkapitalistischen Wirtschaftssystems bei." Vogl, Joseph: Kapital und Resasentiment. München 2021(2), S. 181

[41] Nachtwey, Oliver: Entzivilisierung. Über regressive Tendenzen in westlichen Gesellschaften. In: Geiselberger, Heinrich (Hg.): Die große Regression. Eine internationale Debatte über die geistige Situation der Zeit. Berlin 2017, S. 215-231

[42] Fraser, Nancy: Vom Regen des progresiven Neoliberalismus in die Traufe des reaktionären Populismus. In: Geiselberger, Heinrich (Hg.): Die große Regression. Eine internationale Debatte über die geistige Situation der Zeit. Berlin 2017(2), S. 77-91

[43] Van Der Meer, Sam: Analysisi: Mad Max: Fury Road. Flixist, 20.02.2020, https://www.flixist.com/deep-analysis-mad-max-fury-road/

[44] Hoffnung auf Frieden oder Ur-Katastrophe Europas? Kann Trump den Stellvertreterkrieg beenden? General a. D. Harald Kujat im Interview mit Patrik Baab, 25.04.2025, https://www.youtube.com/watch?v=_sYhk-vaC1o

[45] Ungar, Gert Ewen: Merz-Rede: Der (Alb-) Traum von Deutschland als Militärmacht ist zurück. RT.de v. 25.06.2025, https://de.rt.com/meinung/249005-merz-rede-alb-traum-von/

[46] https://www.congress.gov/crs-product/R42738

[47] https://internetz-zeitung.eu/index.php/860-us-kriege-suez-krise-%C3%A4gypten,-26-07-1956-bis-15-11-1956-1958-operation-blue-bat-libanon,-15-07-1958-bis-20-10-1958-1958-%E2%80%93-1963-taiwan-stra%C3%9Fe-23-08-1958-bis-1-06-1963-1960-%E2%80%93-1962-kongo-14-07-1960-bis-1-09-1962-1962-%E2%80%93-1963-kuba-krise-weltweit,-24-10-1962-bi

[48] https://watson.brown.edu/costsofwar/papers/summary

[49] Im Juli desselben Jahres veröffentlichte das Institute for Statecraft, eine von dem erfahrenen britischen Militärgeheimdienstler Chris Donnelly gegründete NATO/MI6-Organisation, einen präzisen Plan für den aktuellen Stellvertreterkrieg. Als Reaktion auf den Bürgerkrieg im Donbass befürwortete Statecraft, Moskau mit einer Vielzahl von „antisubversiven Maßnahmen” zu bekämpfen. Dazu gehörten „Wirtschaftsboykott, Abbruch der diplomatischen Beziehungen” sowie „Propaganda und Gegenpropaganda, Druck auf neutrale Staaten”. Das Ziel war es, einen „bewaffneten Konflikt alter Art” mit Russland herbeizuführen, den „Großbritannien und der Westen gewinnen könnten”. Klarenberg, Kit: Declassified: CIA's Covert Ukraine Invasion Plan. Substack, 17.08.2025, https://www.kitklarenberg.com/p/declassified-cias-covert-ukraine?pub=

[50] Mearsheimer, John J.: Der Ukraine-Krieg wird auf dme Schlachtfeld enden. Weltwoche, 20.08.2025, https://www.youtube.com/watch?v=h8Qa70-UaHU

[51] „Tatsächlich hat die NATO seit 2014 die größten Verstärkungen der kollektiven Verteidigung seit einer Generation durchgeführt, denn der Krieg hat nicht im Februar letzten Jahres begonnen. Er begann 2014... Wir haben 2016 über die Kampfgruppen entschieden. Und wir haben unsere Präsenz sogar in den Monaten vor der Invasion verstärkt, denn die Invasion kam nicht überraschend. Wir wussten, dass diese Invasion kommen würde, und waren daher vorbereitet, als sie stattfand.“ Pre-ministerial press conference by NATO Secretary General Jens Stoltenberg ahead of the meetings of NATO Defence ministers, 13.02.2023, https://www.nato.int/cps/ru/natohq/opinions_211689.htm?selectedLocale=en

„Und drittens haben die NATO-Verbündeten nun wirklich gezeigt, dass sie die 2014 eingegangene Verpflichtung einhalten, denn der Krieg begann nicht im Februar letzten Jahres. Er begann 2014. Die vollständige Invasion fand letztes Jahr statt, aber der Krieg, die illegale Annexion der Krim, begann 2014, als Russland in den östlichen Donbass einmarschierte.“ Eröffnungsrede von NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg bei der gemeinsamen Sitzung des Ausschusses für auswärtige Angelegenheiten (AFET) und des Unterausschusses für Sicherheit und Verteidigung (SEDE) des Europäischen Parlaments, gefolgt von einem Meinungsaustausch mit Mitgliedern des Europäischen Parlaments, 07.09.2023, https://www.nato.int/cps/en/natohq/opinions_218172.htm?selectedLocale=en

[52] „Als Russland vor fast drei Jahren in die Ukraine einmarschierte, setzte Präsident Joe Biden drei Ziele für die Reaktion der USA. Der Sieg der Ukraine gehörte nie dazu. ‚Wir haben bewusst nicht über territoriale Parameter gesprochen‘, sagt Eric Green, der damals im Nationalen Sicherheitsrat von Biden tätig war und die Russlandpolitik beaufsichtigte. Mit anderen Worten: Die USA versprachen der Ukraine nicht, ihr dabei zu helfen, alle von Russland besetzten Gebiete zurückzugewinnen, schon gar nicht die riesigen Gebiete im Osten der Ukraine und auf der Krim-Halbinsel, die bei der ersten Invasion 2014 eingenommen worden waren. Der Grund dafür war einfach, sagt Green: Nach Ansicht des Weißen Hauses hätte die Ukraine dies selbst mit massiver Hilfe des Westens nicht schaffen können.“ Shuster, Simon: Why Biden’s Ukraine Win Was Zelensky’s Loss. Time, 19.01.2025, https://time.com/7207661/bidens-ukraine-win-zelensky-loss/

„Wenn die Koalition ihre eigenen Ambitionen nicht neu ausrichtet, so schlussfolgerten General Donahue und der Kommandeur der US-Streitkräfte in Europa und Afrika, General Christopher G. Cavoli, würden die Ukrainer aufgrund ihrer hoffnungslosen Unterlegenheit in Bezug auf Personal und Waffen den Krieg verlieren.“ Entous, Adam: The Partnership: The Secret History of the War in Ukraine. The New York Times, 29.03.2025, https://www.nytimes.com/interactive/2025/03/29/world/europe/us-ukraine-military-war-wiesbaden.html

[53] „Jeder (und der gesunde Menschenverstand) wusste, dass die ukrainische Armee nicht in der Lage war, Russland allein zu besiegen. Die Idee war, Russland durch eine Kombination aus Sanktionen, politischer, kultureller und wirtschaftlicher Isolation und einer Narrative zu besiegen, die Russland zu einem Paria-Staat machen würde.“ Baud, Jacques: The Russian Art Of War. How The West Led Ukraine To Defeat. Paris 2024, S. 36

[54] Simplicius und Drohnenkrieg

[55] „Russische Truppen rückten in Richtung Toretsk vor und haben wahrscheinlich die Einnahme von Toretsk abgeschlossen … Die Besetzung der vier Oblaste durch Russland ist weder unvermeidlich noch unmittelbar bevorstehend, da die russischen Truppen bei diesem wahrscheinlich mehrjährigen Unterfangen mit erheblichen operativen Hindernissen konfrontiert sein werden.“ Institute For The Study Of War, Russian Offensive Campaign Assessment, 07.08.2025, https://www.understandingwar.org/backgrounder/russian-offensive-campaign-assessment-august-7-2025

[56] https://x.com/DD_Geopolitics/status/1958095123352301682 

[57] „Die russische Kalkulation lautet, dass verlorenes Terrain zurückerobert werden kann, Menschenleben hingegen nicht. Die Ukrainer, die von ihren westlichen Sponsoren zum Handeln gezwungen wurden, haben diesen Faktor nicht in ihr operatives Denken einbezogen. Deshalb werden sie erheblich höhere Verluste erleiden als die Russen, müssen aber eine entscheidende Narrative aufrechterhalten, um den Westen nicht zu entmutigen.“ Baud, Jacques: The Russian Art Of War. How The West Led Ukraine To Defeat. Paris 2024, S. 69f.

[58] Mearsheimer, John J.: Der Ukraine-Krieg wird auf dme Schlachtfeld enden. Weltwoche, 20.08.2025, https://www.youtube.com/watch?v=h8Qa70-UaHU

[59] „Als Russland vor fast drei Jahren in die Ukraine einmarschierte, setzte Präsident Joe Biden drei Ziele für die Reaktion der USA. Der Sieg der Ukraine gehörte nie dazu. ‚Wir haben bewusst nicht über territoriale Parameter gesprochen‘, sagt Eric Green, der damals im Nationalen Sicherheitsrat von Biden tätig war und die Russlandpolitik beaufsichtigte. Mit anderen Worten: Die USA versprachen der Ukraine nicht, ihr dabei zu helfen, alle von Russland besetzten Gebiete zurückzugewinnen, schon gar nicht die riesigen Gebiete im Osten der Ukraine und auf der Krim-Halbinsel, die bei der ersten Invasion 2014 eingenommen worden waren. Der Grund dafür war einfach, sagt Green: Nach Ansicht des Weißen Hauses hätte die Ukraine dies selbst mit massiver Hilfe des Westens nicht geschafft.“ Shuster, Simon: Why Biden’s Ukraine Win Was Zelensky’s Loss. Time, 19.01.2025, https://time.com/7207661/bidens-ukraine-win-zelensky-loss/

[60] https://x.com/DD_Geopolitics/status/1958095123352301682

[61] „Das abschließende Planungstreffen, bei dem den bewaffneten Ultras grünes Licht gegeben wurde, fand in der deutschen Botschaft in Kiew am Abend des 20. Februar, einem Donnerstag, statt. Bevor also Außenminister Steinmeier die Verhandlungen mit Janukowytsch begann, hatte sein Botschafter ein Treffen geleitet, an dem US-Botschafter Pyatt und andere NATO-Diplomaten teilnahmen und bei dem Andrij Parubij, der Kopf des bewaffneten Aufstandes, ebenfalls anwesend war. Der Mann, der für die tödlichen Schüsse dieses Tages und für die am 18. verantwortlich war, erschien im Kampfanzug und mit Sturmhaube und drohte damit, dass, wenn die westlichen Regierungen keine entschiedenen Aktionen gegen Janukowytsch unternehmen, der ganze Prozess eine noch wesentlich bedrohlichere Dimension annehmen könne‘.“ Van der Pijl, Kees: Der Abschuss. Flug MH 17, die Ukraine und der neue Kalte Krieg. Köln 2018.

Higgins, Andrew u. Andrew E. Kramer: Ukraine Leader Was Defeated Even Before He Was Ousted. New York Times, 03.01.2015, https://www.nytimes.com/2015/01/04/world/europe/ukraine-leader-was-defeated-even-before-he-was-ousted.html

[62] Zahlreiche Belege und Zeugenaussagen in Kachanovski, Ivan: The Maidan Massacre in Ukraine. The Mass Killing that Changed the World. Cham CH 2024, https://link.springer.com/book/10.1007/978-3-031-67121-0

[63] „Trump hat sich gegenüber Moskau bisher konfrontativ geäußert und gleichzeitig für die Wiederaufnahme von Gesprächen ausgesprochen. Seine Regierung hat die zentralen Sicherheitsbedenken Russlands, wie beispielsweise die NATO-Erweiterung, als irrelevant oder nicht verhandelbar dargestellt. Dieses Muster entspricht früheren Strategien, die scheinbar Zugeständnisse machten, während unveränderte politische Ziele verfolgt wurden, wie beispielsweise der gescheiterte Minsk-Prozess.“ Final Talks Before Escalation – Trump’s Meeting with Putin. Global Geopolitics, Substack, 06.08.2025, https://substack.com/home/post/p-170308034

[64] „Die Sabotage von Nord Stream hat zum Beispiel bewiesen, dass Deutschland wieder ein besetztes Land ist.“ Todd, Emmanuel: Le retour de la question allemande. Entretien dans Weltwoche, 22 mai 2025. Substack, 10.06.2025, https://emmanueltodd.substack.com/p/le-retour-de-la-question-allemande

[65] „Die derzeitige Lage der US-Wirtschaft lässt nicht darauf schließen, dass sie ohne finanzielle und materielle Unterstützung von außen funktionieren kann... Es besteht ein dringender Bedarf an Ressourcen, die in die nationale Wirtschaft, insbesondere in das Bankensystem, fließen müssen. Nur europäische Länder, die an EU- und NATO-Verpflichtungen gebunden sind, werden in der Lage sein, diese ohne erhebliche militärische und politische Kosten für uns bereitzustellen. Das größte Hindernis dafür ist die wachsende Unabhängigkeit Deutschlands. Obwohl es nach wie vor ein Land mit eingeschränkter Souveränität ist, hat es sich seit Jahrzehnten konsequent darauf zubewegt, diese Einschränkungen aufzuheben und ein vollständig unabhängiger Staat zu werden... Ein Anstieg des Ressourcenflusses von Europa in die USA ist zu erwarten, wenn Deutschland in eine kontrollierte Wirtschaftskrise gerät... Das derzeitige deutsche Wirtschaftsmodell basiert auf zwei Säulen. Diese sind der unbegrenzte Zugang zu billigen russischen Energieressourcen und zu billigem französischen Strom dank des Betriebs von Kernkraftwerken. Eine Einstellung der russischen Lieferungen könnte durchaus eine systemische Krise auslösen, die für die deutsche Wirtschaft und indirekt für die gesamte Europäische Union verheerende Folgen hätte... Der einzige gangbare Weg, um sicherzustellen, dass Deutschland russische Energielieferungen ablehnt, besteht darin, beide Seiten in den militärischen Konflikt in der Ukraine zu verwickeln. Unsere weiteren Aktionen in diesem Land werden unweigerlich zu einer militärischen Reaktion Russlands führen. Die Russen werden offensichtlich nicht in der Lage sein, den massiven Druck der ukrainischen Armee auf die nicht anerkannten Republiken im Donbass unbeantwortet zu lassen. Das würde es ermöglichen, Russland zum Aggressor zu erklären und das gesamte Paket der zuvor vorbereiteten Sanktionen gegen das Land zu verhängen... Die Voraussetzung dafür, dass Deutschland in diese Falle tappt, ist die führende Rolle der grünen Parteien und Ideologie in Europa. Die deutschen Grünen sind eine stark dogmatische, wenn nicht gar fanatische Bewegung, was es recht einfach macht, sie wirtschaftliche Argumente ignorieren zu lassen... Die persönlichen Eigenschaften und die mangelnde Professionalität ihrer Führer – vor allem Annalena Baerbock und Robert Habeck – lassen vermuten, dass es für sie nahezu unmöglich ist, ihre eigenen Fehler rechtzeitig einzugestehen.“ Research Report – Executive Summary. Distribution: WHCS, ANSA, Dept. of State, CIA, NSA, DNC. Rand Corporation, Santa Monica, 25.01.2022 – Confidential.

[66] Diesen, Glenn: The Ukraine War & the Eurasian World Order. Atlanta 2024

[67] „Da beispielsweise die Bilanzen von Broker-Dealern nach der globalen Finanzkrise im Finanzsystem an Bedeutung verloren haben, hängt die Liquidität an den Märkten für Staatsanleihen zunehmend von offenen Investmentfonds, Hedgefonds und anderen Vermögensverwaltern ab. Diese Unternehmen sind häufig mit erheblichen Liquiditätsinkongruenzen konfrontiert, stützen sich auf kurzfristige Finanzierungen, die durch Staatspapiere besichert sind, oder weisen entweder häufig eine hohe Verschuldung auf oder zeigen ein verschuldungsähnliches Verhalten. Infolgedessen ist ihre Liquiditätsversorgung weniger stabil und kann in Zeiten von Marktstress leichter versiegen. Insbesondere Hedgefonds sind zunehmend zu einer bedeutenden Quelle prozyklischer Liquidität geworden, vor allem auf den Märkten für Staatsanleihen. Diese Anleger verfolgen aktiv Relative-Value-Handelsstrategien, mit denen sie kleine Preisunterschiede zwischen verwandten Finanzinstrumenten ausnutzen wollen. Um die Renditen aus diesen kleinen Preisunterschieden zu steigern, setzen sie ihre Positionen stark mit Fremdkapital auf. Eine häufig verwendete Methode besteht darin, Staatsanleihen als Sicherheiten auf dem Repo-Markt zu verpfänden, um mehr Bargeld zu leihen, mit dem zusätzliche Staatsanleihen gekauft werden können. Diese Praxis hat sich in den letzten Jahren weiterentwickelt, wobei Investoren Beträge in Höhe des Marktwerts der bereitgestellten Sicherheiten oder darüber hinaus leihen... Die Relative-Value-Strategien von Hedgefonds sind sehr anfällig für negative Schocks auf den Finanzierungs-, Bargeld- oder Derivatemärkten, wie einige Ereignisse der jüngsten Vergangenheit gezeigt haben. Während der Marktturbulenzen im März 2020 lösten beispielsweise Margin Calls an den Treasury-Futures-Märkten Notverkäufe aus, was zu destabilisierenden Deleveraging-Spiralen führte. Tooze, Adam: Chartbook 401: The dollar system in an age of market-based finance – financial globalization beyond banks, Substack, 25.07.2025, https://substack.com/home/post/p-169614598

[68] DAX-Konzerne überwiegend in ausländischer Hand. Ernst Young, Stuttgart, 31.07.2025, https://www.ey.com/de_de/newsroom/2025/08/ey-wem-gehoert-der-dax-2025

[69] "Wir sind nicht mehr 'Handelnde', sondern nur Mit-Tuende – Das Telos unseres Tuns ist abmontiert; daher leben wir ohne Zukunft; daher ohne Verständnis vom Zukunfts-Ende; daher 'apokalypse-blind'." Anders, Günther: Die Antiquiertheit des Menschen. Bd. 1, München 1983 (6), S. 286

[70] Bonilla, Nel: Elite Capture & European Self-Destruction: The Hidden Archgitecture of Transatlantic Hegemony. Substack, 28.06.2025, https://substack.com/home/post/p-164671977. Ich folge hier dieser Analyse.

[71] "Alles Interesse meiner Vernunft (das spekulative sowohl, als das praktische) vereinigt sich in folgenden drei Fragen: 1. Was kann ich wissen? 2. Was soll ich tun? 3. Was darf ich hoffen?" Kant, Immanuel: Kritik der reinen Vernunft. Bd. 2, Werkausgabe Bd.IV, Frankfurt a. M. 1974, S. 677

[72] Baab, Patrik: Auf beiden Seiten der Front. Meine Reisen in die Ukraine. Frankfurt a. M. 2023, S. 167-186

[73] Luxemburg, Rosa: Die Krise der Sozialdemokratie. Politische Schriften, Bd. 2, Frankfurt a. M. 1975 (2), S. 19 - 152 - 157, hier: S. 151

[74] „Noch wichtiger ist die Frage, warum Washington plötzlich einen massiven Schlag gegen Russland, China und den Iran im Südkaukasus geführt hat, indem es sich für 99 Jahre den Zangezur-Korridor gesichert hat, der entlang der nördlichen Grenzen des Iran zu Armenien und Aserbaidschan verläuft. Dieser Schritt der Trump-Regierung ist ein Schlag gegen das Herzstück der neuen Seidenstraße Chinas, die BRICS-Staaten und den Einfluss Russlands in den ehemaligen Sowjetprovinzen und vervollständigt die Einkreisung des Iran durch Washington. Washington eröffnet weitere Punkte militärischer Konfrontation mit Russland und seinen Verbündeten, während Russland sich zurückzieht, und lädt damit zu weiteren Provokationen ein.“ Roberts, Paul Craig: Putin's Meeting with Trump: The Triumph of Delusion Over Reality. Paul Craig Roberts' Institute for Political Economy, 11.08.2025, https://www.paulcraigroberts.org/2025/08/11/putins-meeting-with-trump-the-triumph-of-delusion-over-reality/

[75] "Ich bin optimistisch." Harald Kujat über den Trump-Putin-Gipfel und den Weg zum Ukraine-Frieden. Weltwoche Daily-Spezial, 12.08.2025, https://weltwoche.ch/daily/ich-bin-optimistisch-harald-kujat-ueber-den-trump-putin-gipfel-und-den-weg-zum-ukraine-frieden/  

[76] Röper, Thomas: Der Erfolg, von dem keiner so genau weiß, worin er besteht. Anti-Spiegel, 16.08.2025, https://anti-spiegel.ru/2025/der-erfolg-von-dem-keiner-so-genau-weiss-worin-er-besteht/

[77] Trump Backed Plan to Cede Land for Peace in Ukraine. The New York Times, 16.08.25, https://www.nytimes.com/2025/08/16/world/europe/trump-putin-red-carpet-photo-op.html

Holland, Steve, Andrew Osborn, Tom Balmforth: Trump told Zelenskiy after summit that Putin wants more Ukraine, source says. Reuters, 16.08.2025, https://www.reuters.com/world/europe/trump-told-zelenskiy-after-summit-that-putin-wants-more-ukraine-source-says-2025-08-16/

[78] Bonilla, Nel: The Transatlantic Split Myth: How U.S.-Europe Militarization Thrives Behind the Rhetoric. Substack, 23.05.2025, https://substack.com/home/post/p-163635768

[79] Henn, Dagmar: Deutschland jenseits des Kipppunkts?

Teil 1: Vernetzte Industrie und Deindustrialisierung. RT.de, 05.07.2025, https://freedert.online/meinung/249820-deutschland-jenseits-kipppunkts-teil-1/

Teil 2: Staatshandeln und politische Veränderung, RT.de, 06.07.2025, https://rtde.press/meinung/249823-deutschland-jenseits-kipppunkts-teil-2/

[80] Brenner, Robert: Boom & Bubble – Die USA in der Weltwirtschaft. Hamburg 2002

Brenner, Robert: New Boom or new bubble? The trajectory of the US economy. New Left Review II/25, 2004, S. 57-100

Brenner, Robert: The economics of global turbulence. New Left Review, I/229, 1998, S. 1-265

[81] Priewe, Jan u. Katja Ritzler: Deutschlands nachlassende Investitionsdynamik 1991-2010. Ansatzpunkte für ein neues Wachstumsmodell. Bonn (FES) 2010

[82] Marx, Karl: Das Kapital, Bd. 1, MEW Bd. 23, Berlin 1962, S. 621

[83] "Selbst Automobilkonzerne wurden zu Banken mit angeschlossener Automobilproduktion." Deutschmann, Christoph: Warum tranken die Pferde nicht? Frankfurter Allgemeine Zeitung, 25.09.2013, S. N4

[84] "Während die öffentliche Hand als initialer Risikokapitalgeber in Vorleistung geht, profitiert also am Ende beinahe ausschließlich der private Sektor." Staab, Philipp: Digitaler Kapitalismus. Markt und Herrschaft in der Ökonomie der Unknappheit. Berlin 2020(2), S. 267

[85] Schiller, Friedrich: Demetrius-Fragment, Erster Aufzug: Der Reichstag zu Krakau, https://www.projekt-gutenberg.org/schiller/demetriu/demetriu.html

[86] Fischer, Fritz: Griff nach der Weltmacht. Die Kriegszielpolitik des kaiserlichen Deutschland 1914/18, Düsseldorf 2013 (1961)

[87] „Der Krieg ist daher, wenn wir ihn nach den Maßstäben früherer Kriege beurteilen, lediglich eine Täuschung. Er gleicht den Kämpfen zwischen bestimmten Wiederkäuern, deren Hörner in einem solchen Winkel stehen, dass sie sich gegenseitig nicht verletzen können. Aber obwohl er unreal ist, ist er nicht bedeutungslos. Er verschlingt den Überschuss an Konsumgütern und trägt dazu bei, die besondere mentale Atmosphäre zu bewahren, die eine hierarchische Gesellschaft braucht. Der Krieg ist heute, wie man sehen wird, eine rein interne Angelegenheit. In der Vergangenheit kämpften die herrschenden Gruppen aller Länder, obwohl sie ihre gemeinsamen Interessen erkannten und daher die Zerstörungskraft des Krieges begrenzten, gegeneinander, und der Sieger plünderte immer den Besiegten. Heutzutage kämpfen sie überhaupt nicht mehr gegeneinander. Der Krieg wird von jeder herrschenden Gruppe gegen ihre eigenen Untertanen geführt, und das Ziel des Krieges ist nicht die Eroberung oder Verhinderung von Gebietsgewinnen, sondern die Aufrechterhaltung der gesellschaftlichen Struktur. Das Wort „Krieg” selbst ist daher irreführend geworden. Es wäre wahrscheinlich zutreffend zu sagen, dass der Krieg durch seine Kontinuität aufgehört hat zu existieren. Orwell, George: 1984, Free Ebook at Planet Books, S. 250f.

[88] https://de.rt.com/inland/252496-bundeswehr-bekommt-1400-neue-transportfahrzeuge/

[89] Ungarisch-israelischer Militärexperte: „Deutschland rüstet auf gegen Bürgerkrieg“, Unser Mitteleuropa, 02.08.2025, https://www.unser-mitteleuropa.com/173173

[90] Robert C. Castel: Németország nem Oroszország ellen fegyverkezik, hanem a saját népe ellen + videó, Magyar Nemzet, 01.08.2025, https://magyarnemzet.hu/kulfold/2025/08/robert-c-castel-nemetorszag-nem-oroszorszag-ellen-fegyverkezik-hanem-a-sajat-nepe-ellen-video

Németország hadra készül – tömegek csatlakoznak a Bundeswehrhez, Mandiner, 31.07.2025, https://mandiner.hu/kulfold/2025/07/nemetorszag-hadra-keszul-tomegek-csatlakoznak-a-bundeswehrhez

[91] Philipp Staab spricht von vier Kontrollfunktionen, "die in einem grundsätzlichen Sinne kennzeichnend für proprietäre Märkte sind: Informationskontrolle sichert die exklusive Aneignung von Transaktionen, Beständen und Preisen... So kann Zugangskontrolle ausgeübt werden, die die Verknappung von wahlweise Angebot oder Nachfrage ermöglicht: Die Metaplattformen kontrollieren, welches Angebot die Konsumenten zu sehen bekommen. Ebenso liegt es in ihrer Macht, den Zugang zu den Konsumenten zu verknappen oder ganz zu kappen, falls die Anbieter die Konditionen des jeweiligen Marktes nicht akzeptieren sollten. So machen es proprietäre Märkte eben nicht nur möglich, unknappe Güter künstlich zu verknappen. Auch den Herstellern solcher Güter können letztlich die Marktpreise diktiert werden (Preiskontrolle). Gleichzeitig setzen die Plattformen Standards für die Waren, die auf ihnen gehandelt werden (Leistungskontrolle)." Staab, Philipp: Digitaler Kapitalismus. Markt und Herrschaft in der Ökonomie der Unknappheit. Berlin 2020(2), S. 209f.

[92] "Jeder politische Funke müsste folglich nicht nur die Habitualisierung der Konsumentenrolle überwinden, sondern auch die Interessengegensätze innerhalb der politischen Subjekte, die im digitalen Kapitalismus als Verbraucher subventioniert werden, während man sie als Arbeitskräfte systematisch enteignet." Staab, Philipp: Digitaler Kapitalismus. Markt und Herrschaft in der Ökonomie der Unknappheit. Berlin 2020(2), S. 285f.

[93] Staab, Philipp: Digitaler Kapitalismus. Markt und Herrschaft in der Ökonomie der Unknappheit. Berlin 2020(2), S. 296, 300f.

Meyen, Michael: Cancel Culture. Wie Propaganda und Zensur Demokratie und Gesellschaft zerstören. Berlin 2024, S. 7ff.

[94] Baab, Patrik: Unter Feuer. Medienkampagnen im Digitalen Kapitalismus. In: Broecker, Hannah und Dennis Kaltwasser (Hg): Mediensystem und öffentliche Sphäre in der Krise. Frankfurt a. M. 2024, S. 225 – 266

[95] Peter Scholl-Latour: "Wir leben in einem Zeitalter der Massenverblödung, besonders der medialen Massenverblödung... Wenn Sie sich einmal anschauen, wie einseitig die hiesigen Medien, von taz bis Welt, über die Ereignisse in der Ukraine berichten, dann kann man wirklich von einer Desinformation im großen Stil sprechen, flankiert von den technischen Möglichkeiten des digitalen Zeitalters, dann kann man nur feststellen, die Globalisierung hat in der Medienwelt zu einer betrüblichen Provinzialisierung geführt." Schack, Ramon: Das Zeitalter der Idiotie. Wie Europa seine Zukunft verspielt. Berlin 2023, 9f.

[96] "Vom kollektiven Verhalten... benehmen wir uns noch immer so, als wären nicht wir es gewesen, die die Sowjetunion überfallen, an den Rand einer Niederlage gebracht und mit unsäglichem Leid überzogen haben. Die Schuld haben wir nicht auf uns genommen, sondern verdrängt, abgespalten, verschoben und projiziert. Dieser Abwehrvorgang wurde durch die Erinnerung an das Leid, das die Russen uns bei der Einnahme angetan haben, gebahnt und verfestigt. Immer noch trauen wir den Russen zu, was sie uns angetan haben, aber unbewusst bürgen wir ihnen zusätzlich in projektiver Verkehrung auf, was wir ihnen angetan haben. Diese 'projektive Verkehrung', sprich: Täter-Opfer-Umkehr war ein geradezu populärer Topos der Adenauer-Ära – und wird offenbar von einer Generation an die nächste weitergegeben. So können die heute regierenden Enkel und 'grünen' Kindeskinder der deutschen Kriegsgeneration Wladimir Putin ohne Not und Beweis einfach unterstellen, er wolle den Status quo ante der Sowjetunion wiederherstellen und nach der Ukraine – wer weiß – vielleicht das Baltikum oder Finnland überfallen. Und da sich die heutigen Entscheider in Politik, Medien und Kultur als 'gute Demokraten' verstehen und sich für hypermoralisch halten, merken sie gar nicht, dass sie sich längst wieder im ideologischen Dunstkreis und auf den mit Schwarz-Rot-Gold übertünchten blutigen Spuren ihrer Großväter und Urgoßväter bewegen!" Schneider, Michael: Das große Karthago führte drei Kriege. Nachdenkseiten, 27.07.2024, https://www.nachdenkseiten.de/?p=118765

[97] Wiegerling, Klaus: Medienethik, Stuttgart u. Weimar 1998, S. 4

[98] Vogl, Joseph: Kapital und Ressentiment. Eine kurze Theorie der Gegenwart. München 2021(2), S. 182

[99] Vgl. dazu Baab, Patrik: Propaganda-Presse. Wie uns Medien und Lohnschreiber in Kriege treiben. Berlin 2024.

[100] "Alles was der offiziellen Erklärung widerspricht, ist eine Verschwörungstheorie und damit indiskutabel. Diese informelle Leitlinie ist die Meta-Falschheit schlechthin. Und in der hat man sich eingerichtet, gesellschaftlich.Es dürfte schwierig werden, da irgendwie, irgendwann noch den Ausweg zu finden... Später, Jahre nach 9/11, verfestigte sich die Methode auch bei anderen Themen: Russland, Klima, Migration. Auch hier ist der Streit, verstanden als respektvolle Diskussion mit offenem Ausgang, nicht länger erlaubt. Bei Corona bröckelt die Gewissheit zwar, aber nur wenig. Die genannten Themenfelder sind mehr oder weniger abgeriegelt, und das wird... so auch für richtig gehalten von einem maßgeblichen Teil der Öffentlichkeit." Schreyer, Paul: Auf Autopilot. Multipolar, 11.08.2025, https://multipolar-magazin.de/artikel/auf-autopilot

[101] "Dieser Konflikt hat Deutschland enorm geschadet." Prof. Hassan Alkas über die wirtschaftlichen Folgen dieses Krieges. Substack, 13.08.2025, https://blingbling.substack.com/p/dieser-konflikt-hat-deutschland-enorm?r=9vuj8&triedRedirect=true

[102] "Nur Fundamentalopposition ist daran interessiert, politische und gesellschaftliche Missstände schonungslos aufzudecken." Agnoli, Johannes: Die Transformation der Demokratie, Frankfurt a. M. 1978 (2), S. 81

[103] Sienkiewicz, Henryk: Quo Vadis. München 1954, S. 190

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«Deutschland – Quo Vadis?»
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