Zwei Tage, die die Welt vielleicht erschüttern
Einleitung
Als am 16. Oktober 2025 der ukrainische Herrscher Selenski sich in Polen in sein Flugzeug setzte, um zu einem weiteren Treffen mit dem US-Präsidenten Donald Trump nach Washington zu fliegen, waren seine Vorstellungen von der Welt und die seiner treuen europäischen Sponsoren noch in der gewünschten Ordnung. Ein Flug nach Washington, Treffen mit Präsident Trump, Fixierung der Tomahawk-Lieferungen. Dann Rückkehr nach Europa, wie gehabt Zwischenstopp in London zur Feier der Ergebnisse und Festlegung weiterer Schritte gegen das Volk der Ukraine, gegen einen baldigen Frieden und somit für eine Fortsetzung des Krieges.
Es sollte anders kommen.
Auftritt Präsident Putin
Als Selenski sich über dem Atlantik befand, ergriff der russische Präsident Putin die Initiative und das Telefon, um seinen Amtskollegen in den USA anzurufen. Das bestätigte Juri Uschakow, der Berater des russischen Präsidenten. Der Zeitpunkt war wohlgewählt. Der schauspielende Präsident der Ukraine war abgeschnitten von seinen europäischen Stichwortgebern und somit auf sich allein gestellt. Auf dieses Szenario war er nicht vorbereitet.
In dem zweistündigen Telefonat einigten sich die Präsidenten Putin und Trump auf ein Programm für die nächsten etwa zwei Wochen, das den Lauf der Geschichte maßgeblich beeinflussen könnte. Sie beschlossen, sich in Budapest zu treffen. Sie taten das in Absprache mit dem ungarischen Ministerpräsidenten Victor Orban.
Dort wollen sie nichts Geringeres erreichen als die Grundlagen für eine Beendigung des Ukraine-Konflikts zu besprechen und zu fixieren. Konkretes dazu ist nicht bekannt. Doch ausgehend von den zeitlichen Implikationen und den eben fehlenden sonst so allgegenwärtigen Nebengeräuschen – allen voran vom politischen Europa und der NATO - ist es gut möglich, dass sich beide auf ein Vorgehen zu einigen bereit sind, das tatsächlich einen Durchbruch bringen könnte.
Die telefonisch getroffenen Absprachen trafen sowohl die europäischen Führer - allen voran Starmer, Macron, Merz und von der Leyen – als auch die NATO ins Mark.
Die Präsidenten Putin und Trump vereinbarten als Ort des Treffens die ungarische Hauptstadt Budapest. Sie werden sich demnach beim schwarzen Schaf von EU und NATO treffen, beim ungarischen Ministerpräsidenten Victor Orban, einem ausgewiesenen Ukraine-Kritiker und Befürworter eines rationalen Umgangs mit Russland. NATO, Europa und insbesondere der ukrainische Machthaber Selenski griffen Orban in den letzten Wochen immer unverhüllter und begleitet von Drohungen für dessen Politik an. In Ungarn gibt es inzwischen ernst zu nehmende Hinweise darauf, dass der ukrainische Geheimdienst SBU die rechte ungarische Partei Jobbik unterwandert, um einen Politik- und Machtwechsel in Ungarn zu erzwingen.
Der in EU und NATO auf fast demselben Niveau wie Victor Orban gehandelte slowakische Ministerpräsident Robert Fico erklärte übrigens sofort seine vollumfängliche Unterstützung für die Ausrichtung des Gipfeltreffens, sofern diese gebraucht wird.
Mit der Entscheidung für Budapest wird einerseits die internationale Rolle Ungarns und mehr noch die seines Ministerpräsidenten gestärkt. Andererseits kommt die Wahl Budapests ohne Konsultation der europäischen und NATO-Granden einer Erniedrigung dieser gleich.
Doch das ist noch nicht alles: Ungarn ist ein EU-Binnenland. Bis auf Serbien ist es ausschließlich umgeben von NATO- und EU-Staaten. Serbien seinerseits ist komplett von NATO- bzw. EU-Staaten umgeben. Das bedeutet, dass der russische Präsident Putin bei seiner Anreise zum Gipfeltreffen auf jeden Fall NATO- und EU-Staaten überfliegen muss, also Gebiete, die für jegliche russischen Flugzeuge seit Februar 2022 gesperrt sind.
NATO- und EU lassen Ausnahmen nicht einmal für Diplomaten zu. Erinnert sei in diesem Zusammenhang daran, dass die NATO-Länder anlässlich eines geplanten Besuches in Serbien dem russischen Außenminister Lawrow keine Überfluggenehmigung erteilten.
Hinzu kommt, dass bis auf Ungarn alle für den Überflug infrage kommenden EU- und NATO-Länder Mitgliedsstaaten des Internationalen Strafgerichtshofes (IStGH) sind, der seinerseits einen Haftbefehl nach Artikel 58 des Römischen Statuts für den russischen Präsidenten erlassen hat, da dieser angeblich ukrainische Kinder aus der Ukraine entführt hat.
In Artikel 59 des Römischen Statuts heißt es zum Festnahmeverfahren:
„1. Ein Vertragsstaat, dem ein Ersuchen um vorläufige Festnahme oder um Festnahme und Überstellung zugegangen ist, ergreift sofort Maßnahmen zur Festnahme der fraglichen Person in Übereinstimmung mit seinen Rechtsvorschriften und mit Teil 9.“
Artikel 59 des römischen Statuts
Da die Präsidenten Trump und Putin den Ort des Treffens jedoch ohne Rücksprache mit der EU und der NATO festlegten, sind sie sich offenbar sehr sicher, dass es weder die NATO noch die EU wagen werden, Maßnahmen zur Festnahme des russischen Präsidenten einzuleiten. Das kommt einer weiteren Erniedrigung von NATO, EU und deren Institutionen gleich.
Auftritt Wolodymir Selenski
Am 16. Oktober 2025 landete Wolodymir Selenski auf der amerikanischen Luftwaffenbasis Andrews bei Washington. Ihn erwarteten beim Ausstieg aus seiner Maschine ausschließlich die eigenen Leute.

Neben Präsidentenberater Jermak, der sich bereits in den USA befand, begrüßten ihn am Fuße der Gangway aus Mangel an Alternativen sogar die Piloten, die ihn gerade in die USA geflogen hatten. Das dürfte Einmaligkeitswert besitzen.
Kein offizieller US-Vertreter hielt es für nötig, ihn in Washington zu begrüßen oder gar willkommen zu heißen. Ein Affront, wie ihn vor wenigen Wochen auch die EU-Präsidentin von der Leyen in China erleben durfte. Was für von der Leyen damals folgte, hatte mit einem Meinungsaustauch oder gar einem Treffen auf Augenhöhe nichts zu tun. Die Chinesen machten ihr in an der Grenze des diplomatisch Zumutbaren ihre Haltung in einem einseitigen Vortrag deutlich und schickten sie ohne staatsmännische Verabschiedung mit einer Linienmaschine wieder nach Hause.
Soweit kam es in Washington nicht. Doch konnte Selenski gewarnt sein.
Auftritt Donald Trump
Für das Treffen des amerikanischen Präsidenten mit dem ukrainischen Herrscher Selenski war folgendes Programm vorgesehen:
Pressekonferenz der beiden Präsidenten vor den Verhandlungen
Verhandlungen bei einem gemeinsamen Mittagessen
Verabschiedung
Eine gemeinsame Pressekonferenz nach den Verhandlungen war nicht geplant und fand auch nicht statt.
Die Bilder der Pressekonferenz sind öffentlich zugänglich. Sie zeigen einen US-Präsidenten, der dem ukrainischen Machthaber schon vor den Verhandlungen klarmacht, wer Herr im Hause ist und dass er auf keinen Fall eine Wiederholung des skandalösen Treffens mit Selenski vom 28.02.2025 zulassen würde.

Die Pressekonferenz fand direkt in dem Raum statt, in dem die beiden Delegationen anschließend speisten. Die Delegationen saßen sich am Verhandlungstisch gegenüber, so wie bei derartigen Anlässen üblich. Die amerikanischen Gastgeber organisierten die Fragerunde so, dass die Journalisten gedrängt hinter der ukrainischen Delegation standen, so dass nur die US-Vertreter den Fragenden bequem vis-à-vis gegenüber saßen. Wolodymir Selenski musste sich immer wieder sitzend unangenehm nach hinten umwenden, um die Fragenden überhaupt sehen zu können und ihnen dann in derselben unangenehmen Haltung zu antworten.

Wenn er sich nicht umdrehte, war er gezwungen, bei seinen Antworten direkt Donald Trump und die anderen amerikanischen Delegationsmitglieder anzuschauen.
Ob diese Konstellation bewusst arrangiert war oder nicht, das sei dahingestellt. Sie zeitigte jedenfalls durchaus ihre Wirkung. Selenski fehlte spürbar die gewohnt freie Interaktion mit seinem Publikum. Auch nahm sich der US-Präsident Donald Trump auch dann das Wort, wenn die Frage direkt an Wolodymir Selenski gerichtet war, Donald Trump jedoch der Meinung war, die Richtung vorgeben zu müssen. So unter anderem bei einer Frage nach den angeblich von Russland verschleppten Kindern. Donald Trump machte klar, dass es der amerikanischen First Lady eine Herzensangelegenheit sein, in dieser Frage aktiv zu sein. Das bremste Wolodymir Selenski ein.
Nach den Verhandlungen
Auch die Verhandlungen selbst zeigten Wirkung auf den ukrainischen Präsidenten. Beim Boxen spricht man von einem Wirkungstreffer, wenn eine Schlagkombination den Ausgang eines laufenden Kampfes offensichtlich beeinflusst und vorab definiert. Der Auftritt Wolodymir Selenskis vor der Presse nach den Verhandlungen ließ auf einen solchen Treffer schließen.
Zunächst verschob er ihn, um in einer Videoschalte seine europäischen Sponsoren über die aus seiner Sicht unbefriedigenden Resultate zu informieren und – den Anschein hinterließ sein Presseauftritt – selbst Halt zu finden. Bei seinen Antworten wirkte er fahrig, unkonzentriert, angeschlagen, mit den Gedanken woanders und alles andere als souverän.
Fazit
Am 16. Oktober 2025 stieg der ukrainische Präsident selbstbewusst in sein Flugzeug in die USA. Er tat das im Glauben, nun endlich gemeinsam mit seinen europäischen Sponsoren einen Hebel gefunden zu haben, mit der Lieferung von Tomahawk-Marschflugkörpern die USA und somit die NATO in den Krieg in der Ukraine direkt zu verwickeln, um Russland nun endlich auf die Knie zu zwingen. Als er in Washington nur wenige Stunden später ausstieg, ging es für ihn - für alle Welt offensichtlich - nur noch darum, das Gesicht wahrend die zwei Tage in den USA zu überstehen.
In den letzten Tagen vor der Selenski-Reise konnte man im Westen viel darüber lesen, dass der russische Präsident zu unentschlossen handele, die russische Armee zu zurückhaltend agiere, um ihre Ziele erreichen zu können. Ein sehr gut getimtes Telefonat mit dem amerikanischen Präsidenten verbunden mit offenbar sehr substantiellen Vorschlägen genügte, um der gesamten europäischen Politelite für Tage die Sprache zu verschlagen und eventuell einen bislang nicht durchschlagbaren Knoten zu zerschlagen.
Sowohl der Verhandlungsort des geplanten Gipfeltreffens als auch der Zeitpunkt, wann die Welt davon in Kenntnis gesetzt wurde, stellt den gesamten bellizistischen Westen bloß. Die damit verbundene Finesse der russischen Diplomatie stellt für die, die sehen wollen, klar, dass es Verhandlungen sind, die statt immer mehr Waffen einen Krieg beenden.
Sollte es Russland gelingen, die für die Zeit bis Budapest mit Sicherheit zu erwartenden Provokationen zur Verlängerung des Krieges seitens der Kriegstreiber zu verhindern oder zumindest zu minimieren, und sollte es dann in Budapest tatsächlich zu einem Durchbruch kommen, dürften die Auswirkungen auf die politische Landschaft in Westeuropa erheblich sein.
«Zwei Tage, die die Welt vielleicht erschüttern»