Artikel von
Ralph Bosshard
Für Europa wird nichts zu lernen teuer
In einem dynamisch sich verändernden Umfeld ist der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj innerhalb der nächsten Tage gezwungen, Stellung zum Friedensplan der US-Administration Trump zu nehmen, die ihm wenig Raum für Nachbesserungen belassen will. US-Präsident Donald Trump lässt ihm beinahe nur die Handlungsoptionen „take it or leave it“ und die europäischen Verbündeten Selenskyjs können ihm wenig Unterstützung bieten (1). Selenskyj steht im Wesentlichen allein da.
Minsker Sicherheitskonferenz: den Pragmatikern eine Chance geben!
Ganz so prominent besucht wie die Münchner Sicherheitskonferenz ist sie nicht, die Internationale Konferenz für eurasische Sicherheit in Minsk – und sie genießt auch nicht die mediale Aufmerksamkeit ihrer Konkurrenzveranstaltung in Bayern. Dafür findet sie an einem Ort statt, wo schon Geschichte geschrieben wurde, nämlich in der belarussischen Hauptstadt Minsk, wo eben jene Minsker Abkommen unterzeichnet wurden, die den Ukraine-Konflikt hätten beenden sollen. Dass es nicht so kam, daran hatten einige Teilnehmer der Münchner Sicherheitskonferenz mit Sicherheit ihren Anteil …
Schlechte Ratgeber aus der Vergangenheit
Die Geschichte lehrt, dass Kriege selten durch einzelne Schlachten entschieden werden, sondern durch langfristige, komplexe Prozesse, in denen politische, wirtschaftliche und moralische Faktoren ebenso entscheidend sind wie militärische. Der Westen aber ist weiterhin stark vom Dogma der Entscheidungsschlacht geprägt, das auf den preußischen General Carl von Clausewitz zurückgeht. Im Gegensatz dazu folgt Russland eher dem Prinzip der strategischen Geduld und des Abnützungskriegs. Diese unterschiedlichen Denkweisen führen im gegenwärtigen Konflikt in der Ukraine zu wechselseitigen Missverständnissen und Fehleinschätzungen.
Krieg in der Ukraine - Die Rhetorik der Frustration
In den Augen der hiesigen Öffentlichkeit hat der Ukraine-Krieg sich mittlerweile in erster Linie in einen Drohnen- und Raketenkrieg entwickelt. Das hat freilich mehr mit medialer Berichterstattung zu tun, als mit der Realität "on the ground". Trotzdem – oder vielleicht genau deswegen – wird die Rhetorik westeuropaeischer Spitzenpolitiker immer bellizistischer. Kürzlich setzte der ehemalige Verteidigungsminister Großbritanniens, Ben Wallace, in diesem Bereich eine neue Höchstmarke. Aber die Unterstützung Westeuropas endet kurz vor echter Hilfe.